Stefan Kleine: Arbeitskommandos in Olpe 3


 

1. Die Frühphase der Kriegsgefangenenbeschäftigung

Für eine effiziente Gestaltung des Gefangenenwesens wurde auf Weisung
des Kriegsministeriums im Oktober 1914 die Einrichtung von Inspektionen
für Kriegsgefangenenlager bei allen stellvertretenden Generalkommandos
verfügt5 In deren Aufgabenbereich lag die Festlegung einer Strategie für
das Gefangenenwesen, insbesondere die adäquate Beschäftigung der In-
haftierten. Gemäß der Haager Landkriegsordnung konnten internierte
Mannschaften und Unteroffiziere zu Arbeiten - eventuell auch zwangsweise
- herangezogen werden. Die ersten Kriegsgefangenen mussten im Herbst
und Winter 1914/15 beim Aufbau der Unterkünfte und Lagereinrichtungen
mitarbeiten und beim Anlegen von Verkehrswegen (Wege, Straßen und
Eisenbahnschienen) zum Lager Dienste leisten. Nachdem eine Lagerstruk-
tur geschaffen worden war, die den Existenzbedürfnissen der Gefangenen
Genüge tat, wurden sie in den folgenden Monaten für gemeinnützige Tätig-
keiten wie Kultivierungsarbeiten, Beschäftigungen im Eisenbahn-, Wege-
und Straßenbau etc. eingesetzt. Der Arbeitseinsatz der Gefangenen sollte
„dem demoralisierenden Einfluss der Untätigkeit Vorbeugen, die nutzlose
Ernährung durch den Staat verhindern und die Arbeitskräfte in wirtschaftli-
che Werte umsetzen"
6 Mit der Zeit entwickelte sich ein Netzwerk von
Stammlagern, Nebenlagern und zahllosen Arbeitskommandos zur Arbeits-
vermittlung von Kriegsgefangenen.

1.1 Erste Kriegsgefangene in Olpe

  Der Stadtrat von Olpe hatte bei der Inspektion der Kriegsgefangenenla-
ger des XVIII. Armeekorps Frankfurt7 im April 1915 ein Arbeitskommando
für Kanalisations- und Wasserleitungsarbeiten angefordert. Mit einiger Ver-
zögerung - das Gefangenenlager Meschede war zeitweise für eine Gefan-
genengestellung gesperrt - traf das erste Arbeitskommando von
20 Franzosen, begleitet von zwei Wachleuten des I. Ersatz-Bataillons Me-
schede, am 14. Juni 1915 in Olpe ein. Zuvor hatte ein Hauptmann aus dem
Gefangenenlager die Örtlichkeiten für die Unterbringung der Gefangenen
besichtigt.8 Es war vorgesehen, dass das Arbeitskommando bis zur Fertig-
stellung der Arbeiten in Olpe bleiben sollte. Die Franzosen wurden im ersten
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5 S. auch: Koch: Zwangsarbeitende Kriegsgefangene (wie Anmerkung 1). S. 418.
6 Ebenda. S. 420.
7 Der Kreis Olpe gehörte zum Einzugsbereich des XVIII. Armeekorps Frankfurt.
8 StdA Olpe: Akten A 463