oder die öffentliche Sicherheit19
jederzeit die Kriegsgefangenen ohne Ent-
schädigung zurückzuziehen.
Die Ernährung der Kriegsgefangenen blieb
während des gesamten Krie-
ges problematisch. Das Deutsche Reich war durch die Seeblockade
Eng-
lands von seiner Lebensmitteleinfuhr abgetrennt und musste
rigoros den
Verbrauch einschränken. Im Sommer 1915, zur Zeit des ersten
Auftretens
der Kriegsgefangenen in Olpe, waren im Rahmen der Sparmaßnahmen
Produktionsvorschriften für Nahrungsmittel in Kraft. Das K-Brot
(Kriegsbrot),
gebacken aus Roggenschrotmehl unter Beimischung von
Kartoffelmehl, war
rationiert und nur mit Brotkarte zu erhalten. Alle Lebensmittel
waren im Preis
rapide gestiegen, und bei manchen herrschte schon eine
erschreckende
Knappheit.20 Angesichts dieses Mangels waren Eier,
Butter, Vollmilch, Erb-
sen, Linsen, Reis, Teigwaren und Büchsenkonserven als
Kriegsgefange-
nenkost verboten.21 Die Brotmenge eines Internierten
war auf 300 g täglich
festgesetzt, überdies konnten Schwerarbeiter Brotzulagen
erhalten. Als
Brotaufstrich diente lediglich Marmelade und Kunsthonig, Fett
kam nicht in
Frage. Die Inspektion der Kriegsgefangenlager stellte den
Bewerbern für die
Arbeitskommandos Merkblätter zur Ernährung der Kriegsgefangenen
und
exemplarische Speisekarten zur Verfügung. Als tägliche
Nahrungsricht-
schnur war pro Person festgelegt: 550 g Kohlenhydrate, 100 g
Eiweiß und
35 g Fett. Drei Hauptmahlzeiten waren für die Kriegsgefangenen
empfohlen.
Zum Frühstück sollte Brot mit Kaffee-Ersatz, Kakao oder Tee mit
etwas
Zucker gereicht werden. Ersatzweise konnte auch eine Suppe aus
65 g
Kartoffelmehl, 30 g Sojamehl und 5 g Fett vorgesetzt werden. Zur
Mittags-
kost waren 600-1000 g Kartoffeln und 200-300 g frisches oder
eingemach-
tes Gemüse22 vorgesehen. Als Beilage zum Mittagessen
wurde an drei Ta-
gen in der Woche Frisch- oder Pökelfleisch in der Menge von
jeweils 100 g
angeraten. Für zwei weitere Wochentage wurden 150 g Klippfisch
oder
200 g Salzfisch als Beikost vorgeschlagen. An den zwei übrigen
Tagen gab
es mit wenig Fett zubereitete Hülsenfrüchte als Ergänzung. Die
Abendmahl-
zeit bestand zumeist aus 600-800 g Pellkartoffeln mit 150 g
Hering oder
100 g Wurst bzw. 100 g Käse. Alternativ konnten ein
Kartoffelsalat, eine
Kartoffelsuppe mit Graupen und Sojamehl oder ein Grießbrei
vorgesetzt
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19
StdA Olpe: Akten A 463. Vertrag zur Gestellung von
Kriegsgefangenen und
Wachmannschaften.
20
Stolper, Gustav: Deutsche Wirtschaft seit 1870.
Fortgeführt von Karl Häuser und
Knut Borchardt. 2. ergänzte Auflage. Tübingen 1966.
S. 74.
21
StdA Olpe: Akten A 463. Inspektion der
Kriegsgefangenenlager. Merkblatt für die
Ernährung der Kriegsgefangenen, 1916.
22
Dieses konnte durch 30-40 g Trockengemüse ersetzt
werden. |