Stefan Kleine: Arbeitskommandos in Olpe 8


 

werden. Magermilch durfte auch für die Gefangenenernährung verwendet
werden, sofern sie preiswert zu erhalten war. Bei der Auswahl und Zuberei-
tung der Speisen sollte der Geschmacksrichtung der Kriegsgefangenen, d.h.
den Essensvorlieben der Angehörigen unterschiedlicher Nationen, Rech-
nung getragen werden.23 Bei Engpässen in der Nahrungsversorgung durften
im Notfall ausnahmsweise Lebensmittel aus den Beständen des Kriegsge-
fangenenlagers angefordert werden. Umgerechnet musste ein Arbeiter mit
ca. 2200 kcal pro Tag auskommen, für einen Schwerarbeiter betrug die
tägliche Nahrungsnorm ca. 3000 kcal.24

Im Sommer 1915 funktionierte die Versorgung der Kriegsgefangenen
noch einigermaßen reibungslos; in den folgenden Kriegsjahren, in denen
fast alle Nahrungsmittel rationiert waren, teilten die Arbeitskommandos die
Leiden der Bevölkerung und mussten sich mit herabgesetzten Essensratio-
nen abfinden bzw. auf einige Lebensmittel verzichten.

Zwei Wochen nach dem ersten Arbeitskommando kamen in Olpe weitere
zehn Franzosen aus dem Lager Meschede an. Mit ihrer Unterstützung ka-
men die Arbeiten in der Stadt Olpe voran, so dass das „Sauerländische
Volksblatt“ enthusiastisch berichtete:

„Olpe, 10. Juli. Wir stehen in Olpe zur Zeit der Kriegsarbeiten. Ein Gang
durch die Straßen der Stadt und ihre Umgebung zeigt, daß allenthalben eine
rege Tätigkeit entwickelt wird. Am Rüblinghauser Weg wird fleißig an der
Regulierung des Straßenniveaus gearbeitet. Gleichzeitig wird die Wasserlei-
tung dort fertiggestellt. Die Arbeiten an der neuen Wasserversorgungsstelle
dort sind soweit gediehen, daß sie wahrscheinlich schon heute in Betrieb
gesetzt werden kann.. .An der Kölner Straße, die augenblicklich neu gepflas-
tert wird, sind die Arbeiten wie an der Imbergstraße in gutem Fortschritt.“25

Obwohl die Tätigkeiten der Kriegsgefangenen in Olpe als gemeinnützig
anerkannt26 und die Arbeiten an der Kanalisation noch nicht vollendet wa-
ren, erhielt die Stadt Olpe einen überraschenden Brief der Lagerverwaltung
Meschede:

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23 StdA Olpe: Akten A 463. Inspektion der Kriegsgefangenenlager. Merkblatt für die
Ernährung der Kriegsgefangenen (abgeschickt an die Stadtverwaltung Olpe am 10.2.1916).

24 Im Laufe des Krieges wurde die tägliche Nahrungsnorm schrittweise herabgesetzt.

25  SV vom 11.7.1915.

26  StdA Olpe: Akten A 463. Schreiben der Inspektion der Gefangenenlager vom 3.7.1915. Die Anerkennung der Gemeinnützigkeit wirkte sich für den Arbeitgeber insofern positiv aus, als die tägliche Abfindung für den Gefangenen auf 30 Pfennige herabgesetzt wurde und eine tägliche Rückvergütung von 90 Pfennigen für Unterkunft und Verpflegung eines jeden Gefangenen erfolgte.