werden. Magermilch durfte auch für die
Gefangenenernährung verwendet
werden, sofern sie preiswert zu erhalten war. Bei der Auswahl und
Zuberei-
tung der Speisen sollte der Geschmacksrichtung der
Kriegsgefangenen, d.h.
den Essensvorlieben der Angehörigen unterschiedlicher Nationen,
Rech-
nung getragen werden.23 Bei Engpässen in der
Nahrungsversorgung durften
im Notfall ausnahmsweise Lebensmittel aus den Beständen des
Kriegsge-
fangenenlagers angefordert werden. Umgerechnet musste ein
Arbeiter mit
ca. 2200 kcal pro Tag auskommen, für einen Schwerarbeiter betrug
die
tägliche Nahrungsnorm ca. 3000 kcal.24
Im Sommer 1915 funktionierte die Versorgung
der Kriegsgefangenen
noch einigermaßen reibungslos; in den folgenden Kriegsjahren, in
denen
fast alle Nahrungsmittel rationiert waren, teilten die
Arbeitskommandos die
Leiden der Bevölkerung und mussten sich mit herabgesetzten
Essensratio-
nen abfinden bzw. auf einige Lebensmittel verzichten.
Zwei Wochen nach dem ersten Arbeitskommando
kamen in Olpe weitere
zehn Franzosen aus dem Lager Meschede an. Mit ihrer
Unterstützung ka-
men die Arbeiten in der Stadt Olpe voran, so dass das „Sauerländische
Volksblatt“ enthusiastisch berichtete:
„Olpe, 10. Juli. Wir stehen in Olpe zur
Zeit der Kriegsarbeiten. Ein Gang
durch die Straßen der Stadt und ihre Umgebung zeigt, daß
allenthalben eine
rege Tätigkeit entwickelt wird. Am Rüblinghauser Weg wird
fleißig an der
Regulierung des Straßenniveaus gearbeitet. Gleichzeitig wird die
Wasserlei-
tung dort fertiggestellt. Die Arbeiten an der neuen
Wasserversorgungsstelle
dort sind soweit gediehen, daß sie wahrscheinlich schon heute in
Betrieb
gesetzt werden kann.. .An der Kölner Straße, die augenblicklich
neu gepflas-
tert wird, sind die Arbeiten wie an der Imbergstraße in gutem
Fortschritt.“25
Obwohl die Tätigkeiten der Kriegsgefangenen
in Olpe als gemeinnützig
anerkannt26 und die Arbeiten an der Kanalisation noch
nicht vollendet wa-
ren, erhielt die Stadt Olpe einen überraschenden Brief der
Lagerverwaltung
Meschede:
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23
StdA Olpe: Akten A 463. Inspektion der
Kriegsgefangenenlager. Merkblatt für die
Ernährung der Kriegsgefangenen (abgeschickt an die
Stadtverwaltung Olpe am 10.2.1916).
24
Im Laufe des Krieges wurde die tägliche Nahrungsnorm
schrittweise herabgesetzt.
25
SV vom 11.7.1915.
26
StdA Olpe: Akten A 463. Schreiben der Inspektion der
Gefangenenlager vom 3.7.1915. Die Anerkennung der
Gemeinnützigkeit wirkte sich für den Arbeitgeber
insofern positiv aus, als die tägliche Abfindung für
den Gefangenen auf 30 Pfennige herabgesetzt wurde
und eine tägliche Rückvergütung von 90 Pfennigen für
Unterkunft und Verpflegung eines jeden Gefangenen
erfolgte. |