Stefan Kleine: Arbeitskommandos in Olpe 18


 

mando aufgrund örtlicher Entfernung nicht möglich sein.57 Es wurden nur
zuverlässige und erprobte Leute, die von der Lagerkommandantur oder
früheren Arbeitgebern empfohlen worden waren, zur Arbeit vermittelt. Be-
sonders waren Deutsch-Russen als Arbeiter beliebt, die aber aufgrund der
großen Nachfrage schon im Februar 1916 nicht mehr vermittelt werden
konnten.58 Des Weiteren waren Kriegsgefangene gesucht, die von Beruf
Landwirt waren; ungelernte Hilfskräfte wurden bisweilen als „ungeeignet
von den Bauern an die Inspektion für Kriegsgefangene zurückgeschickt mit
der Bitte um Ersatz. Dieses Verhalten war aus Sicht der Inspektion nicht zu
tolerieren:

  „...Landwirte von Beruf stehen nur in ganz geringem Maße zur Verfü-
gung, und es müssen deshalb die Arbeitgeber auch mit ungelernten Ar-
beitskräften zufrieden sein, wenn sie nicht jegliche Hilfskräfte entbehren
wollen. Auch solche Kriegsgefangenen, die nicht über größere körperliche
Kräfte verfügen, im übrigen aber bei den im Lager stattgehabten Untersu-
chungen zu landwirtschaftlichen Arbeiten geeignet befunden worden sind,
dürfen nicht zurückgewiesen werden. Die Kriegsgefangenen gehen fast
ohne Ausnahme gerne auf Kommandos, bei denen sie mit landwirtschaftli-
chen Arbeiten beschäftigt werden, und wird deshalb bei der guten Auffas-
sungsgabe der Franzosen (in der Hauptsache kommen nur solche in Be-
tracht) das Anlernen der Kriegsgefangenen schnell ermöglicht werden kön-
nen. Ersatz für zurückgesandte Leute kann vorläufig nicht gestellt werden.“59

  Diese Stellungnahme der Inspektion der Kriegsgefangenenlager wirft die
Frage auf, ob bei der Behandlung und dem Arbeitseinsatz der Gefangenen
aufgrund nationaler und ethnischer Kriterien Unterschiede gemacht wurden.
Ohne Zweifel hat es in allen Bevölkerungsschichten Tendenzen zur Diskri-
minierung von Kriegsgefangenen gegeben, es ist aber überwiegend unge-
klärt, aus welchen Motiven heraus und auf welchen Ebenen dieses ge-
schah.60 Am Einsatzort der Arbeitskommandos zählten in erster Linie eine
gute Arbeitsleistung und untadeliges Verhalten, das - besonders wenn der
Arbeitgeber in diesem eigene Wertvorstellungen erkannte - den Gefange-
nen Anerkennung und Wertschätzung einbringen konnte. Erwies sich ein
Arbeiter aber als arbeitsunwillig, wurde er unabhängig von seiner Nationali-
tät umgehend ins Lager zurückgeschickt. Manche Arbeitgeber sahen die
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57 StdA Olpe: Akten A 464. Inspektion der Kriegsgefangenenlager XVIII. Armee-
korps; Brief vom 15.1.1916.
58 StdA Olpe: Akten A 464. Inspektion der Kriegsgefangenenlager XVIII. Armee-
korps; Schreiben vom 8.2.1916.
59 SV vom 11.4.1916.
60 Koch: Zwangsarbeitende Kriegsgefangene (wie Anmerkung 1). S. 408-409