mando aufgrund örtlicher Entfernung nicht möglich sein.57
Es wurden nur
zuverlässige und erprobte Leute, die von der Lagerkommandantur oder
früheren Arbeitgebern empfohlen worden waren, zur Arbeit vermittelt.
Be-
sonders waren Deutsch-Russen als Arbeiter beliebt, die aber aufgrund
der
großen Nachfrage schon im Februar 1916 nicht mehr vermittelt werden
konnten.58 Des Weiteren waren Kriegsgefangene gesucht,
die von Beruf
Landwirt waren; ungelernte Hilfskräfte wurden bisweilen als
„ungeeignet
von den Bauern an die Inspektion für Kriegsgefangene zurückgeschickt
mit
der Bitte um Ersatz. Dieses Verhalten war aus Sicht der Inspektion
nicht zu
tolerieren: „...Landwirte von Beruf stehen nur in ganz geringem Maße
zur Verfü-
gung, und es müssen deshalb die Arbeitgeber auch mit ungelernten Ar-
beitskräften zufrieden sein, wenn sie nicht jegliche Hilfskräfte
entbehren
wollen. Auch solche Kriegsgefangenen, die nicht über größere
körperliche
Kräfte verfügen, im übrigen aber bei den im Lager stattgehabten
Untersu-
chungen zu landwirtschaftlichen Arbeiten geeignet befunden worden
sind,
dürfen nicht zurückgewiesen werden. Die Kriegsgefangenen gehen fast
ohne Ausnahme gerne auf Kommandos, bei denen sie mit
landwirtschaftli-
chen Arbeiten beschäftigt werden, und wird deshalb bei der guten
Auffas-
sungsgabe der Franzosen (in der Hauptsache kommen nur solche in Be-
tracht) das Anlernen der Kriegsgefangenen schnell ermöglicht werden kön-
nen. Ersatz für zurückgesandte Leute kann vorläufig nicht gestellt
werden.“59
Diese Stellungnahme der Inspektion der Kriegsgefangenenlager wirft die
Frage auf, ob bei der Behandlung und dem Arbeitseinsatz der
Gefangenen
aufgrund nationaler und ethnischer Kriterien Unterschiede gemacht
wurden.
Ohne Zweifel hat es in allen Bevölkerungsschichten Tendenzen zur
Diskri-
minierung von Kriegsgefangenen gegeben, es ist aber überwiegend
unge-
klärt, aus welchen Motiven heraus und auf welchen Ebenen dieses ge-
schah.60 Am Einsatzort der Arbeitskommandos zählten in
erster Linie eine
gute Arbeitsleistung und untadeliges Verhalten, das - besonders wenn
der
Arbeitgeber in diesem eigene Wertvorstellungen erkannte - den
Gefange-
nen Anerkennung und Wertschätzung einbringen konnte. Erwies sich ein
Arbeiter aber als arbeitsunwillig, wurde er unabhängig von seiner
Nationali-
tät umgehend ins Lager zurückgeschickt. Manche Arbeitgeber sahen die
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57 StdA Olpe: Akten
A 464. Inspektion der Kriegsgefangenenlager XVIII. Armee-
korps; Brief vom 15.1.1916.
58 StdA Olpe: Akten A 464. Inspektion der
Kriegsgefangenenlager XVIII. Armee-
korps; Schreiben vom 8.2.1916.
59 SV vom 11.4.1916.
60 Koch: Zwangsarbeitende Kriegsgefangene (wie Anmerkung
1). S. 408-409 |