ka, Senf usw. durften reichlich den Speisen
beigefügt werden, „um durch
Geschmacksverbesserung und Abwechslung der Eintönigkeit der
Ernährung
entgegenzuwirken.“71 Neben der Lebensmittelversorgung bereitete die Ausbesserung der Klei-
dung und des Schuhwerks der Arbeitskommandos der Stadtverwaltung
zunehmend Sorgen. Bisweilen waren gewaltige bürokratische Hürden zu
überspringen, um Flickmaterial zu bekommen. Aufgrund des fühlbaren
Mangels an Leder waren im Sommer 1916 alle Vorräte beschlagnahmt und
einem System der Bewirtschaftung mit Rationierung und Höchstpreisen
unterworfen worden. Als die Stadtverwaltung für die Internierten
Leder zum
Besohlen der Schuhe benötigte, schickte sie einen Antrag auf
Lederfreigabe
an die Kriegsleder-Aktiengesellschaft. Das Antwortschreiben ist ein
beredtes
Zeugnis für die Gesetzes- und Verordnungsflut der Kriegswirtschaft
im Ers-
ten Weltkrieg:
„Wir haben von dessen Inhalt Kenntnis genommen und geben Ihnen den
beigefügten ,Ausweis für einen beauftragten Lieferer’72
mit dem Bemerken
zurück, dass wir hierfür nicht zuständig sind. Anträge um Freigabe
können
nur vom Besitzer des beschlagnahmten Leders bezw. vom Gerber selbst
gestellt werden und müssen an die Meldestelle der
Kriegs-Rohstoff-Abtei-
lung für Leder und Lederrohstoffen, Berlin W.9, Budapesterstr. 11-12
gerich-
tet sein. Derartige Ausweise kommen aber nur für nachweislich
unmittelbare
Heeresaufträge in Frage; sie erfordern die dienstliche Beglaubigung
einer
Lederbeschaffungsstelle; also eines Kriegsbekleidungsamtes, eines
Artille-
rie-Depots oder einer Artillerie-Werkstätte. Erst dann ist es
möglich - wenn
auch nicht durch uns - Leder zu erlangen.“73
Dennoch erklärte sich die Leder-Aktiengesellschaft im Einverständnis
mit
der Kontrollstelle für freigegebenes Leder bereit, ausnahmsweise
eine halbe
Haut Sohlleder aus ihren Beständen zu liefern und verhalf so den
Kriegsge-
fangenen zügig zu neu besohlten Schuhen.74 Obwohl die
Kriegsgefange-
nenarbeiter in ihrer Freizeit Holzpantoffeln trugen, glich die
vertragsgemäße
Instandhaltung der Schuhe der Gefangenen stets einem Balance-Akt. Im
Jahr 1917 wandte sich die Stadt Olpe immer wieder an die
Bekleidungsstel-
le des Kriegsgefangenenlagers Darmstadt, um Sohl- und Flickleder
sowie
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71 StdA Olpe: Akten
A 464. Anlage zum Merkblatt des Kriegsministeriums vom
4.1.1917 für die Ernährung der in der Landwirtschaft beschäftigten
Kriegsgefange-
nen.
72 Gerberei Theodor Lütticke, Olpe.
73 StdA Olpe: Akten A 463. Brief der
Kriegsleder-Aktiengesellschaft an den Bürger-
meister der Stadt Olpe vom 29.7.1916.
74 Ebenda. |