Stefan Kleine: Arbeitskommandos in Olpe 24


 

  Im August 1916 hatte die Stadt Olpe in Kooperation mit der Jahnschaft
Olpe ein französisches Arbeitskommando aus dem Kriegsgefangenenlager
Darmstadt für Holzfällerarbeiten bestellt. Immer mehr Holz wurde in jener
Zeit als Brenn- und Grubenholz gebraucht, besonders auch für Gräben und
Unterstände an der Front. Das Schlagen von Nutzholz für zivile Zwecke
blieb zweitrangig und sollte auf den unmittelbaren Bedarf der Umgebung
beschränkt bleiben.76 Die Internierten arbeiteten im Wechsel für die Stadt
und die Jahnschaft Olpe. Häufig wurden sie zusätzlich an Privatleute, Un-
ternehmen77 und kommunale Betriebe78 für Tätigkeiten in Land- und Forst-
wirtschaft, Garten- und Hausarbeit weitergereicht. Die so genannten
„Nachmieter* mussten die Abfindung und einen Zuschlag für die Arbeiter an
die Stadt bzw. die Jahnschaft abführen und die Kriegsgefangenen verpfle-
gen. Falls die Stadt die Kriegsgefangenen in Kost nahm, zog sie pro Tag
und Person 1,90 Mark79 von den Nachmietern ein. Eine vorübergehend
anderweitige Beschäftigung der Arbeiter wurde in dringenden Fällen von der
Inspektion der Kriegsgefangenenlager nachsichtig behandelt. Lediglich als
die Stadt Olpe einen Teil des Arbeitskommandos Fichten im Akkord pflan-
zen ließ, wies die Inspektion sie darauf hin, dass Kulturarbeiten nun auf-
grund der Kriegslage verboten seien und die Stadt doch ihren vertraglichen
Pflichten nachkommen solle.80

  Im „Steckrübenwinter" 1916/1917 vergrößerten sich die Schwierigkeiten
der Stadt Olpe bezüglich der Ernährung der Arbeitskommandos dramatisch,
nachdem sich die Zahl der Gefangenenarbeiter verdoppelt hatte. So bat
Bürgermeister Sommerhoff die Küchenverwaltung Meschede um die drin-
gende „Zusendung von Maismehl, Maisgries, Graupen, Hirse und Acker-
bohnen für einen Zeitraum von 4 Wochen für die hier beschäftigten
26 Kriegsgefangenen und 3 Wachposten",81 Doch wurden der Stadt nur
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76 StdA Olpe: Akten A 464. Inspektion der Kriegsgefangenenlager XVIII. A.K. Tgb.-
Nr. 11430. Mitteilung vom 26.6.1916.
77 Hier sind zu nennen: Holterhoff & Söhne, Witwe Johann Kraft, Fuhrmann Leo
Lippe, Sattler Neuhäuser, Hubert Zimmermann usw. Die Anzahl der abgegebenen
Arbeiter schwankte je nach Bedarf und Dringlichkeit. So arbeiteten kurzzeitig drei
Kriegsgefangene für Fuhrunternehmer Lippe.
78 Z.B. wurden Kriegsgefangene zum Holzhacken im St.-Martinus-Hospital beschäf-
tigt; die Jahnschaft Olpe überließ der Stadtverwaltung Internierte zum Aufladen von
Kartoffeln; an das Gas- und Elektrizitätswerk wurden mehrmals Arbeiter abgegeben
(StdA Olpe: Akten A 463).
79 Stand: Frühjahr 1917.
80 StdA Olpe: Akten A 463. Inspektion der Kriegsgefangenenlager XVIII. A.K. Schrei-
ben vom 22.9.1917.
81 StdA Olpe. Akten A 463.