Stefan Kleine: Arbeitskommandos in Olpe 25


 

Maismehl und Maisgries geschickt, da sie im Januar schon Graupen, Hirse
und Ackerbohnen für acht Wochen erhalten hatte. Wie schließlich die Ver-
pflegung der Arbeitskommandos in diesem Fall anderweitig organisiert wur-
de, ist aus den Akten nicht ersichtlich. Im Winter 1917/18 wurden zahlreiche
Kriegsgefangene, die nicht vollbeschäftigt waren, aus den landwirtschaftli-
chen Kommandos herausgezogen und der Kriegsindustrie zugeteilt.82 Den
Bauern verblieben lediglich so viele Arbeitskräfte, wie unbedingt für die Auf-
rechterhaltung der Landwirtschaft nötig waren. Die in der Landwirtschaft
beschäftigten Kriegsgefangenen mussten im letzten Kriegsjahr stets darauf
vorbereitet sein, kurzfristig den Arbeitsplatz zu wechseln.

2.2. Kriegsgefangene in Industrie und Handwerk
  Seit 1915 gab es einen steigenden Bedarf an Arbeitskräften in den
kriegswichtigen Unternehmen. Zahlreiche Industriearbeiter waren als Solda-
ten an der Front und wurden durch Jugendliche, ungelernte Arbeiter, Frau-
en, Kriegsversehrte, Zwangsarbeiter aus den besetzten Gebieten und
Kriegsgefangene ersetzt. Die Olper Industrieunternehmen83 waren nach der
Umrüstung ihrer Maschinen auf die Kriegsproduktion mit Aufträgen für den
Heeresbedarf ausgelastet und begegneten dem Mangel an Industriearbei-
tern bereitwillig durch die Beschäftigung von Kriegsgefangenen. In erster
Linie besorgten sich die Rheinisch-Westfälischen Kupferwerke und die Rue-
genbergschen Eisenwerke Arbeitskommandos für die Aufrechterhaltung
ihrer Produktion. Die Ruegenbergschen Eisenwerke mit ihrem Hammerwerk
in Lütringhausen und dem Olper Blechwalzwerk (Bruchstraße) produzierten
Hufeisen und Granatböden, während die Rheinisch-Westfälischen Kupfer-
werke Geschossbänder für Granaten sowie hochwertige Kupferkabel für
Feldtelefone und Telegraphen lieferten. Beide Unternehmen bestehen seit
Jahrzehnten nicht mehr; sie wurden liquidiert oder von Konzernen über-
nommen. Aus diesem Grund konnten aufschlussreiche firmeninterne Infor-
mationen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs bisher nicht gewonnen werden.
Es wäre interessant, einiges über die Behandlung und den Einsatz der In-
ternierten zu erfahren. Waren sie auch in den Produktionsprozess von Rüs-
tungsgütern eingebunden, was laut der Haager Landkriegsordnung nicht
erlaubt war? Die Quellenlage bezüglich Arbeitskommandos von Gefange-
nen in den Olper Industriebetrieben ist sehr schmal. Es ist noch anzuführen,
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82 Ebenda.
83 Zu den Olper Industriebetrieben im Ersten Weltkrieg s. auch: Kleine, Stefan: Der
Erste Weltkrieg im Spiegel der Olper Schulchroniken. In: OGG 21 (2013). S. 64.