dass in der Lederfabrik Lütticke im Jahre
1916 über 20 Kriegsgefangene
beschäftigt waren.84 Die Firma Metallwerke Gustav Imhäuser zog
ebenso
den Einsatz von Arbeitskommandos in Betracht; sie schickte der Stadt
Olpe
einen Antrag zur Gestellung von Kriegsgefangenen, den die Verwaltung
befürworten und an das Landratsamt weiterleiten sollte85.
Die folgende Episode war dem „Sauerländischen Volksblatt" eine Nach-
richt wert: Als einmal drei Kriegsgefangene, die bei den Rheinisch-
Westfälischen Kupferwerke beschäftigt waren, sich mit Hilfe von
Betttüchern
aus ihrer Unterkunft abgeseilt hatten und geflohen waren, wurden die
Frei-
zeitaktivitäten der übrigen Gefangenen eine Zeitlang eingeschränkt.86
Es ließ sich in den Unternehmen nicht vermeiden, dass es aufgrund des
ständigen Zusammenseins am Arbeitsplatz zu Kontakten zwischen deut-
schen Arbeitern und Kriegsgefangenen kam. Doch sollten diese
Kontakte
lediglich auf die für die Zusammenarbeit notwendige Kommunikation
be-
schränkt bleiben; weiterer Umgang mit den Kriegsgefangenen war
Zivilper-
sonen verboten. Schon der Verdacht einer unerlaubten Beziehung
führte zu
allerhand Gerede, wie das folgende Schreiben des Landrats Freusberg
an
die Stadt Olpe offenbart:87
„In hiesiger Stadt gehen Gerüchte um, darauf sollen drei
Frauenzimmer
von hier sich - unter Duldung der Wachtmannschaft - in Männerkleidern
bei
den gefangenen Franzosen der Firma Lütticke eingeschlichen und sich
mit
diesen abgegeben haben. Wenn das Gerücht sich bewahrheitet, so kann
mit folgenden Personen, die ihre und ihres Vaterlandes Ehre so
beschmut-
zen, gar nicht strenge genug vorgegangen werden, sie müssen
öffentlich an
den Pranger gestellt werden. Einem anderen Gerüchte zufolge soll der
Fa-
brikant Richard Lütticke seine französischen Gefangenen anlässlich
seiner
Hochzeit mit Sekt bewirtet haben, auch das muss gerügt werden. Ich
bitte
um Feststellung, in wie weit die Gerüchte auf Wahrheit beruhen und
inwie-
weit die Firma Lütticke an der Möglichkeit des erstgenannten
schamlosen
Vorgangs ein Verschulden trifft. Weitere Schritte in dieser
Angelegenheit
behalte ich mir dann vor. Frist bis 15. d(es) M(ona)ts.“
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84 StdA Olpe: Akten A 463. S. auch:
Schöne, Manfred: Der Erste Weltkrieg. In: Olpe.
Geschichte von Stadt und Land. Bd. 1. Von den Anfängen bis zum Ende
des Ersten
Weltkriegs. Hrsg, im Auftrag der Stadt Olpe von Josef Wermert. Olpe
2002.
85 StdA Olpe: Akten A 464.
86 U.a. wurden weniger Messen in französischer Sprache
abgehalten (SV vom
23.11.1915).
87 StdA Olpe: Akten A 464. |