der bei den Rheinisch-Westfälischen
Kupferwerken arbeitete, wurde ins
Lazarett des Lagers Meschede gebracht. 91
Die Beschäftigung von Kriegsgefangenen bei Handwerksbetrieben in
Olpe ist deutlich besser dokumentiert. Um einen Handwerker von der
In-
spektion zugewiesen zu bekommen, musste der Arbeitgeber mit einer
amtli-
chen Bescheinigung nachweisen, dass er sich zuvor bei örtlichen
Arbeits-
vermittlungen erfolglos um die benötigten Arbeitskräfte bemüht
hatte.92
Wurde ihm ein Facharbeiter zugesagt, so erfolgte dessen Überstellung
mit-
tels eines Wachmanns an die Stadt Olpe, die den Gefangenen an den
Be-
trieb weiterleitete. In den letzten beiden Kriegsjahren fehlte es
oft an Be-
gleitmannschaften für Gefangene, und so fiel es in den
Zuständigkeits-
bereich des Stadtrats von Olpe, die Inhaftierten aus den Lagern
durch einen
Hilfswachmann abzuholen. Der Handwerksbetrieb bezahlte für seinen
Kriegsgefangenenarbeiter einen Nettolohn, der weit unter dem Lohn
eines
deutschen Arbeiters lag, etwa die Hälfte davon erhielt der Gefangene
als
Abfindung, der Restbetrag wurde an die Inspektion der
Kriegsgefangenen-
lager überwiesen. Angesichts solcher Ersparnisse hatte
selbstverständlich
der Arbeitgeber für Unterkunft und Verpflegung seines Handwerkers zu
sorgen. Zum Beispiel war für einen französischen Bäcker, der im Jahr
1917
in einer Olper Bäckerei arbeitete93, ein täglicher
Nettolohn von 1,50 Mark
festgesetzt worden, von dem der Arbeiter 80 Pfennige als Abfindung
in Ge-
fangenen-Papiergeld erhielt. Wenn man ca. 3 Mark für Unterkunft und
Ver-
pflegung täglich in Anrechnung bringt, betrug der Bruttolohn in
diesem Fall
4,50 Mark pro Tag, gegenüber durchschnittlich zehn Mark für einen
deut-
schen Facharbeiter in dieser Zeit.94 1917/18 wurden die
Abfindungen für die
Kriegsgefangenen erhöht, doch real waren sie aufgrund der höheren
Inflati-
onsrate gesunken.
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91 StdA Olpe: Akten A 464. Anzeige der
Rheinisch-Westfälischen-Kupferwerke vom
29.8.1917 über Austausch des erkrankten französischen
Kriegsgefangenen Jean
Bruynol.
92 StdA Olpe: Akten A 464. Schreiben des
Kriegsministeriums Nr. 665/12. 15. UK
vom 18.12.1915.
93 Die Bäckerei wurde geleitet von Witwe Wilhelm Esser (StdA
Olpe: Akten A 463.
Schreiben der Inspektion der Kriegsgefangenenlager, XVIII.
Armeekorps. Vertrags-
Nr. 3221/2626).
94 S. auch: Wehler, Hans-Ulrich: Deutsche
Gesellschaftsgeschichte. Bd. 4: Vom
Beginn des Ersten Weltkriegs bis zur Gründung der beiden deutschen
Staaten.
1914-1919. 3. Auflage. München 2008.S. 81-82. |