Stefan Kleine: Arbeitskommandos in Olpe 31


 

überwiesenen Kriegsgefangenen baldigst zurückgerufen werden, damit die
aus dem Heeresdienst bereits entlassenen bzw. demnächst zur Entlassung
kommenden Soldaten Arbeitsgelegenheit finden können. Zur Aufrechthal-
tung der Ruhe und Ordnung ist dieses dringend vonnöten."
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  Allerdings ließ sich eine schnelle Rückkehr aller Arbeitskommandos in
ihre Stammlager aus logistischen Gründen nicht realisieren, so dass sie
vorläufig noch bei ihren Arbeitgebern blieben. Anfang Dezember 1918 sind
in Olpe noch acht Kriegsgefangene bei Privatleuten und Handwerkern
nachweisbar und ein Arbeitskommando von 15 Mann im Dienst der Stadt
Olpe.104 Vom Tag des Waffenstillstands an erhielten die Kriegsgefangenen
die Löhne eines deutschen Arbeiters abzüglich der Kosten für Unterkunft
und Verpflegung.105 Fast alle Kriegsgefangenen in Olpe wurden am
30. Dezember 1918 in das Lager Meschede zurückgeführt.106 Am Jahres-
ende wurden gleichfalls die russischen und ukrainischen Kriegsgefangenen
aus dem Kreis Olpe abgezogen. Diese konnten auf ihren Arbeitsstellen ver-
bleiben, wenn sie einen Antrag auf Einbürgerung in das Deutsche Reich
gestellt hatten und in diesem Fall bei den Zivilbehörden als Ausländer ge-
führt wurden. Wegen des Bürgerkriegs in Russland verblieben die russi-
schen Kriegsgefangenen auf Wunsch der Alliierten zunächst noch im Deut-
schen Reich in den Lagern. Die Stadtverwaltung kündigte zum 1. April 1919
die gepachteten Unterkunftsräume für die Kriegsgefangenen im Strickerei-
gebäude der Firma Hügel. Die Einrichtungen im Strickereigebäude waren
durch die jahrelange Bewohnung in Mitleidenschaft gezogen. Die Stadt
musste einige Arbeiten durchführen lassen, um den Zustand wiederherzu-
stellen, wie sie die Etage übernommen hatte.107
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103 StdA Olpe: Akten A 464.
104 Darunter befanden sich drei Italiener (StdA Olpe: Akten A 463).
105 StdA Olpe: Akten A 463. Rundschreiben der Inspektion der Kriegsgefangenenla-
ger, XVIII. Armeekorps. 16.11.1918.
106 StdA Olpe: Akten A 464.
107 StdA Olpe: Akten A 463. Schreiben der Mechanischen Strickerei Sauerland an
das Bürgermeisteramt Olpe, 3.4.1919. Im Einzelnen: Beseitigung des Stacheldrahts
vor den Fenstern, Reinigung der Aborte, Reparatur eines Wasserkrans, Anbringen
der Notleiter, Ersatz demolierter Fensterscheiben.