4. Resümee
Der Einsatz von
Kriegsgefangenen in Olpe wurde noch einmal im Jahr
1920 thematisiert, als die deutschen Behörden auf Verlangen der
französi-
schen Militärmission Informationen zum Aufenthalt und Verbleib von
franzö-
sischen Kriegsgefangenen geben sollten. Die Stadt Olpe zog folgendes
Fazit: Keine französischen Kriegsgefangenen verbüßten eine
Haftstrafe in
Olpe. Erkrankte ausländische Soldaten - unter ihnen waren Belgier,
Fran-
zosen und Engländer - wurden im St.-Martinus-Hospital behandelt. Die
dort
verstorbenen französischen Kriegsgefangenen wurden auf dem katholi-
schen, die englischen Toten auf dem evangelischen Friedhof in Olpe
beer-
digt.108
Zweifellos haben auch in Olpe vor allem die Industrieunternehmen von
den Arbeitskommandos der Kriegsgefangenen profitiert. Ihr
Arbeitspotential
erwies sich als unersetzlich zur Aufrechterhaltung der deutschen
Kriegswirt-
schaft.
Der Einsatz in der Landwirtschaft wurde von den Kriegsgefangenen be-
sonders geschätzt, da sie dort nicht dauernd überwacht wurden.
Einzelar-
beiter auf dem Land waren oftmals mit Familienanschluss auf dem Hof
des
Bauern untergebracht. Die häufigen Kontakte untereinander räumten
Vorur-
teile aus dem Weg und brachten es mit sich, dass die
Kriegsgefangenen als
Menschen respektiert wurden. Aber auch die Reduzierung der
Gefangenen
auf den Status einer billigen Arbeitskraft war durchaus gängige
Praxis, da es
stets Personen gibt, die aus einer außergewöhnlichen Situation eines
Men-
schen ihre persönlichen Vorteile ziehen wollen.
Während es in der ersten Phase der Gefangenenbeschäftigung den La-
gerinsassen noch weitgehend freistand, sich für ein Arbeitskommando
zu
melden, wandelte sich mit fortschreitender Kriegsdauer ihr
Arbeitseinsatz
zur Zwangsarbeit, der sich mindestens jeder zweite Kriegsgefangene
unter-
werfen musste.109
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108 StdA Olpe: Akten
A 464. Antwortschreiben der Stadt Olpe an den Landrat,
12.10.1920.
109 S. auch: Koch: Zwangsarbeitende Kriegsgefangene (wie
Anmerkung 1). S. 407 |