Gott sei Dank gibt es wunderbare Bücher, und aus zweien möchte ich hier zitieren: Das erste ist die zweibändige Dokumentation "Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus"3 der Bundeszentrale für politische Bildung von 1995 mit Artikeln über "Warstein" und "Meschede".
(3 - Ulrike Puvogel, Martin Stankowski, unter Mitarbeit von Ursula Graf: „Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus“, Bonn 1995, Nachdruck 1996 (Bundeszentrale für politische Bildung)
Auf S. 631f fand ich das gesuchte Massaker im Langenbachtal:
„In den
Tagen des 20./23. März 1945 wurden in Warstein im Langenbachtal, in dem heute zu
Warstein zählenden Ort Suttrop im Kattensiepen sowie in der Eversberger Heide
insgesamt 208 überwiegend russische Zwangsarbeiter ermordet. Die Täter waren in
Warstein stationierte SS-Truppen, die Opfer stammten aus Zwangsarbeiterlagern in
der Schützenhalle in Warstein sowie in einer Suttroper Schule. Nach der
Befreiung mussten auf Veranlassung der alliierten Truppen ortsansässige
Nationalsozialisten die Leichen exhumieren und die Einwohner der Orte an den
Toten vorbeidefilieren.
Die 71 in Warstein erschossenen Menschen wurden ursprünglich unweit des Tatortes
im Langenbachtal beerdigt – man spricht heute noch von den ,Russengräbern’ – und
1964 auf den ,Franzosenfriedhof’ in Meschede überführt, wo schon 1947 die
Mordopfer aus der Eversberger Heide beigesetzt worden waren. Ebenso wurden die
Toten aus Suttrop nach dem Krieg exhumiert und auf den Mescheder Friedhof
überführt. Ein damals von der Sowjetunion errichteter Obelisk ist heute auf dem
Friedhof der Westfälischen Kliniken in Warstein zu finden, ebenso ein ähnlicher
zweiter Obelisk auf dem Mescheder Friedhof.“
Das zweite Buch ist Peter Bürgers „Zwischen Jerusalem und Meschede"4
, das auf 217 Seiten so viele Informationen und Materialien zusammenträgt, dass
ich ihm nur auf Knien dafür danken kann; dass er es zum Download5
zur Verfügung stellt , ist einfach großartig. Auf S. 23 benennt er kurz und
knapp, was das Stichwort „Langenbachtal“ meint:
„Die Anklage lautete auf Mord und Mordversuch. Wetzling
wurde vorgeworfen, 71 Menschen heimtückisch und grausam getötet zu haben und zur
Tötung von weiteren 80 Menschen Beihilfe geleistet zu haben. Die anderen
Beschuldigten wurden der Beihilfe zu heimtückischen und grausamen Tötungen in
einer jeweils unterschiedlichen Zahl beschuldigt. Es ging um drei miteinander
verbundene Tatkomplexe:
Im Langenbachtal bei Warstein wurden 14 Männer, 56 Frauen und 1 Kind getötet. Dort starben also 71 Zwangsarbeiter. Hauptbeschuldigter war der Angeklagte Wetzling. Beteiligt waren daran auch Anhalt und Klönne.
In einem Wiesengrund bei Eversberg wurden 80 männliche Zwangsarbeiter ermordet. In diesem Fall war der Angeklagte Gaedt der Hauptbeschuldigte. Weitere Beschuldigte waren Wetzling und Miesel.
In einem Wald bei Suttrop wurden 35 Männer, 21 Frauen und ein Kind ermordet. An der Tat beteiligt war von den Angeklagten im Prozess nur Zeuner. Daran maßgeblich beteiligt war vermutlich auch der frühere Hauptmann Schmoller, der vor Gericht lediglich als Zeuge auftrat.“
„Langenbachtal“ meint also eines von drei innerhalb von wenigen Tagen begangenen „Endphaseverbrechen“, den Mord an 208 meist russischen Zwangsarbeitern im Raum Warstein im Arnsberger Wald. Und Ernst-Moritz Klönne saß unter dem Vorwurf der Beihilfe mit auf der Anklagebank.
Ausschnitt aus der Westfalenpost vom Neujahrstag 19586
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4 - Peter Bürger / Jens Hahnwald / Georg D.
Heidingsfelder: „Zwischen Jerusalem und Meschede. Die Massenmorde an
sowjetischen und polnischen Zwangsarbeitern im Sauerland während der Endphase
des 2. Weltkrieges und die Geschichte des ,Mescheder Sühnekreuzes’“, Eslohe 2015
5 -
http://www.sauerlandmundart.de/pdfs/daunlots 76.pdf
6 - Peter Bürger / Jens Hahnwald / Georg D. Heidingsfelder S.18
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