Osterinsel 2 |
Osterinsel - Wikipedia
Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Osterinsel
Die Osterinsel (spanisch Isla de Pascua,
rapanui Rapa Nui) ist eine isoliert gelegene Insel im Südostpazifik, die
politisch zu Chile gehört. Sie liegt südlich des südlichen Wendekreises bei 27°
09′ südlicher Breite und 109° 25′ westlicher Länge. Der Hauptort Hanga Roa ist
3.526 km von der chilenischen Küste und 4.251 km von Tahiti entfernt. Das
nächstgelegene bewohnte Eiland ist Pitcairn im Westen, in einer Entfernung von
2.078 Kilometern. 2002 lebten auf der Osterinsel 3.791 Menschen. Bekannt ist die
Insel vor allem wegen der monumentalen Steinskulpturen, die Moais genannt
werden. Seit 1995 ist die Osterinsel als Nationalpark Rapa Nui Teil des
UNESCO-Welterbes.
Geographie
Die Osterinsel sitzt dem Ostpazifischen Rücken auf. Der für viele pazifische
Inseln charakteristische Küstensaum fehlt, die Küste fällt steil bis zu einer
Meerestiefe von 3.000 Metern ab. Kleine Sandstrände sind nur an wenigen Stellen
zu finden, z. B. an der Nordküste, am Palmenwäldchen von Anakena.
Die Osterinsel hat die Form eines rechtwinkligen Dreiecks mit einer maximalen
Länge von 24 Kilometern, einer maximalen Breite von 13 km und einer Fläche von
162,5 km². Die Landschaft ist durch ihren vulkanischen Ursprung geprägt und
besteht im Wesentlichen aus den drei erloschenen Vulkanen Rano Kao im Südwesten,
Maunga Puakatiki auf der Poike-Halbinsel im Osten und Maunga Terevaka im Norden.
Er ist mit 509 Metern die höchste Erhebung der Osterinsel.
Im Südwesten sind der Osterinsel die kleinen, unbewohnten Inseln Motu Iti, Motu
Kau Kau und Motu Nui vorgelagert, im Westen Motu Tautara und vor der Halbinsel
Poike Motu Marotiri.
Das Klima ist subtropisch warm, die Jahreszeiten sind nur gering ausgeprägt.
Starke Passatwinde herrschen vor. Die Niederschläge betragen etwa 1.150 mm im
Jahr. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 21 °C. Die kältesten Monate
sind Juli und August, die regenreichsten April und Mai.
Flora
Im Vergleich zu den anderen Inseln des Südpazifiks gehört die Osterinsel zu den
artenärmsten. Es sind noch nicht einmal 30 indigene Samenpflanzen (Spermatophyta)
bekannt. Das ist hauptsächlich eine Folge der isolierten Lage, die Insel war
niemals mit einer kontinentalen Landmasse verbunden. Vögel, Wind und ozeanische
Strömungen konnten nur in weit geringerem Maße als bei anderen Inseln Samen
eintragen.[1]
Der erfolgreichste Überträger von Pflanzenmaterial dürfte daher der Mensch
gewesen sein. Bereits die ersten Siedler haben Nutzpflanzen auf die Insel
gebracht, wie die Legende von Hotu Matua berichtet. Die Legende dürfte insoweit
auf einem wahren Kern beruhen. Zahlreiche Nutzpflanzen existierten bereits,
bevor die Europäer die Insel erreichten, wie mehreren Berichten – zum Beispiel
von Roggeveen, Forster und anderen frühen Entdeckern – zu entnehmen ist. Dazu
gehörten zum Beispiel: Papiermaulbeerbaum, Süßkartoffel, Yams und Taro. Aber
auch die Europäer trugen in umfangreichem Maße Pflanzen ein, zum Beispiel
verschiedene Grasarten als Weidepflanzen für die Schafe und Rinder.
Die heute vorherrschende Vegetation entspricht nicht der ursprünglichen. Sie ist
das Ergebnis massiver menschlicher Eingriffe in das Ökosystem. Archäobotanische
Befunde belegen, dass die Insel einst dicht mit Palmwäldern der Species
Paschalococos disperta, eine nahe Verwandte der Honigpalme Jubaea chilensis,
bedeckt war. In Proben von Rano Kao wurde nachgewiesen, dass eine Entwaldung
über einen längeren Zeitraum ab dem Jahr 1010 (± 70 Jahre) stattfand.[2] Man
schätzt, dass in dieser Zeit mehr als 10 Millionen Palmen auf der Insel gefällt
wurden. Der Verlust des Palmenwaldes, der die Kulturpflanzen vor dem ständig
wehenden Wind und vor Austrocknung geschützt hatte, führte zu einer
umfangreichen Bodenerosion, die wiederum entscheidende Auswirkung auf die
Nahrungsmittelversorgung und damit auf den rapiden Rückgang der Bevölkerung
gehabt haben dürfte. [3]
Das Totora-Schilf (Scirpus californicus) ist als Rest der ursprünglichen
Vegetation in den Kraterseen des Rano-Kao und des Rano-Raraku erhalten.
Totora-Schilf wurde von den Ureinwohnern vielfältig genutzt, zum Beispiel zum
Bau der charakteristischen bootsförmigen Häuser.
Von großer ritueller Bedeutung war der Toromiro-Baum (Sophora toromiro), ein in
der freien Natur ausgestorbener Schmetterlingsblütler. Das harte und feinporige
Holz wurde vielfältig genutzt, insbesondere für kultische Schnitzereien.
Exemplare dieser endemischen Baumart haben lediglich in Botanischen Gärten (z.
B.: Göteborg, Bonn, London, Valparaíso) überlebt.
Auffallend ist der geringe Bestand an Farnen. Lediglich 15 Spezies wurden
entdeckt, vier davon sind endemisch. Im Vergleich zu anderen Inseln des
Südpazifiks (z. B. Marquesas mit 27 Familien, 55 Gattungen und 117 Arten von
Farnen[4]) ist das sehr wenig.[5]
Eine weitere indigene Pflanze, die auf der Osterinsel nur noch in wenigen
Exemplaren als kleinwüchsiger Busch vorkommt, ist die zu den Lindengewächsen (Tiliaceae)
gehörende Triumfetta semitriloba. Pollenanlysen haben ergeben, dass die Pflanze
bereits seit 35.000 Jahren auf der Insel wächst.[1] Aus den speziell behandelten
Fasern der Rinde knüpften die Rapanui ihre Fischernetze und möglicherweise die
Transportseile für die Moai.[6]
Heute ist die Landschaft der Osterinsel überwiegend von ausgedehnten Grasflächen
geprägt. Die häufigsten vorkommenden Pflanzenfamilien sind die der Süßgräser (Poaceae),
von denen nur vier Species indigen sind, und die der Sauergrasgewächse (Cyperaceae).
Eine weitere häufige Pflanzenfamilie ist die der Korbblütler (Asteraceae), deren
heute vorkommende Arten ausschließlich anthropochore Pflanzen sind.[7] Über
größere Bereiche im Südwesten haben sich vom Menschen eingeführte Guavenbüsche
ausgebreitet. In den letzten Jahren hat es Aufforstungen mit Eukalyptus gegeben.
Bei Anakena ist ein Palmenhain mit der ursprünglich nicht auf der Insel
vorkommenden Kokospalme entstanden. Als Nutzpflanzen werden heute für den
Eigenbedarf Kartoffeln, Taro, Yams, Zuckerrohr sowie subtropische Früchte
angebaut.
Eine wichtige Nahrungspflanze, Bestandteil eines jeden umu (Erdofen), ist die
ursprünglich aus Mittelamerika stammende Süßkartoffel. Sie ist bereits seit
Jahrhunderten in der gesamten Südsee und im südasiatischen Raum verbreitet.
Flaschenkürbis, Gemüse- und scharfe Paprika sind weitere südamerikanische
Pflanzen, die inzwischen auf der Osterinsel wachsen.
Der Anbau von Kulturpflanzen in historischer Zeit erfolgte nach Berichten der
europäischen Entdecker in sorgfältig bearbeiteten und abgegrenzten Feldern. La
Pérouse schätzte, dass etwa ein Zehntel des Areales, insbesondere die tiefer
gelegenen Bereiche der Küstenregion, mit Nutzpflanzen bebaut waren. Das würde
etwa 20 km² Anbaufläche entsprechen und ausreichen, um eine Bevölkerung von
mehreren Tausend Menschen zu ernähren. Der Ackerbau erfolgte mit der einfachsten
Methode, dem Grabstock bzw. aus Mangel an Holz mit einem entsprechend
hergerichteten Stein.
Den vulkanischen Boden der Osterinsel durchziehen zahlreiche Lavaröhren. Durch
Erosion stürzte an manchen Stellen die Decke ein, sodass sich dolinenartige
Spalten bildeten, die sich allmählich mit Humus füllten. Da die ständig wehenden
Winde den Anbau von Nahrungspflanzen erschwerten, nutzte man die Bodensenken als
ertragreiche Tiefbeete unterhalb des Bodenniveaus (manavai) für die Kultivierung
größerer Pflanzen, insbesondere von Bananen. Einige werden heute noch genutzt.
Ein schönes Beispiel dafür findet sich in der Nähe der Anlage Vinapu.
Fauna
Menschliche Eingriffe blieben auch nicht ohne Folgen für die Fauna.
Archäologische Grabungen belegen, dass auf der Osterinsel vor der polynesischen
Besiedlung 25 Spezies von See- und 6 Spezies von Landvögeln heimisch waren. [8]
Davon sind heute auf der Insel selbst (ohne vorgelagerte Motus) nur drei
Seevogelarten und vier Landvogelarten verblieben, keine davon indigen oder
endemisch.[9]
Als Säugetiere kommen lediglich eingeführte Haustiere – Pferde, Schafe, Rinder,
Schweine – vor. Die ausgewilderten Pferde haben sich mittlerweile zu einem
Problem entwickelt. Sie sorgen für die Verbreitung der Guavenbüsche, indem sie
die Früchte fressen und die Samen an anderer Stelle ausscheiden. Außerdem reiben
sie sich an den liegengebliebenen Statuen und leisten so der allmählichen
Erosion Vorschub. Die Pazifische Ratte (Rattus exulans), die vermutlich als
Nahrungstier von den ersten Siedlern mitgeführt wurde, ist inzwischen
ausgestorben bzw. von europäischen Rattenarten verdrängt worden. Auf der
Osterinsel gibt es keine für den Menschen unmittelbar gefährlichen Tiere oder
Überträger von Infektionskrankheiten.
Unter den Reptilien ist die Echse Ablepharus boutonii aus der Gattung der
Natternaugen-Skinke erwähnenswert. Ihr Name auf Rapanui ist moko. Das etwa 12 cm
lange Tier von goldbrauner Farbe genoss offenbar religiöse Verehrung, denn es
sind mehrere, sorgfältig aus Toromiro-Holz geschnitzte, anthropomorphe Figuren
als Zeremonialobjekte erhalten (z. B. Musées Royaux d´Art et d´Histoire,
Brüssel).
Auf den vorgelagerten Motus nisten zahlreiche Seevögel, darunter Fregattvögel,
Sturmtaucher, Tölpel sowie Ruß- und Feenseeschwalben.
An dem steil abfallenden Lavasockel bildete sich kein Korallensaum. Das
vielfältige Ökosystem eines Korallenmeeres mit seiner artenreichen Population
von Meereslebewesen konnte sich nicht entwickeln. In der Umgebung der Osterinsel
wurden 164 Fischarten gezählt, davon 107 Species von Küstenfischen.[10] Das ist
vergleichsweise wenig, in den Gewässern rund um die Fidschi-Inseln gibt es mehr
als 1.000 Fischarten. James Cook schrieb dazu in seinem Logbuch:
„Die See scheint wie von Fischen befreit, konnten wir doch nicht einen einzigen
fangen und es waren auch nur sehr wenige, welche wir bei den Eingeborenen
entdeckten“ [11].
Die relative Artenarmut könnte eine der Ursachen für den Bevölkerungsrückgang
und den damit verbundenen Kulturverfall auf der Osterinsel gewesen sein.
Nicht selten sind Pottwale zu beobachten. Man vermutet, dass in den Tiefen auch
der Riesenkalmar vorkommt. Die Tiefsee weist die bisher dichteste bekannte
Konzentration von Schwarzen Rauchern auf, aktive Vulkanschlote, aus denen
heißes, mineralreiches Wasser aus dem Erdinneren sprudelt und um die sich
bizarre Lebensgemeinschaften gebildet haben. Im Jahr 2005 wurde 1.500 km südlich
der Osterinsel eine neue Spezies entdeckt, die so genannte Yeti-Krabbe (Kiwa
hirsuta).
Von besonderem Interesse ist eine endemische Kaurischnecken-Art, die nach Pater
Englert benannte Cypraea englerti, die nur vor der Osterinsel und der
unbewohnten Insel Sala y Gómez, 400 km östlich, vorkommt.
Geschichte
Frühgeschichte
Die Frühgeschichte der Osterinsel ist schwierig zu rekonstruieren, da
schriftliche Aufzeichnungen völlig fehlen. Bereits die Besiedlungsgeschichte ist
umstritten. Sowohl die Mono- als auch die Multibesiedlungsthese wurde vertreten.
Thor Heyerdahl postulierte in der Inselgeschichte eine frühe Periode im 1.
Jahrtausend n. Chr. und eine mittlere Periode zwischen 1100 und 1600 n. Chr. In
beiden Perioden gab es seiner Ansicht nach Einwanderungen mit einem deutlichen
Bezug nach Südamerika. Eine weitere Besiedlung soll in der Spätperiode ab 1680
von Polynesien aus erfolgt sein.[12] Diese Theorie war nicht lange haltbar.
Ausgehend von der Legende von Hotu Matua und gestützt auf archäologische,
genealogische und sprachwissenschaftliche Befunde konnte sich die Annahme einer
Besiedelung im Rahmen der Polynesischen Expansion von Westen, von Mangareva oder
den Marquesas, durchsetzen. Sie soll relativ spät in zwei Wellen erfolgt sein,
die Erstbesiedlung im 5. oder 6. Jahrhundert, die zweite Besiedlungswelle im 14.
Jahrhundert. Die Einbeziehung genetischer Untersuchungen in den 1990er Jahren
bewies zweifelsfrei die Herkunft der Osterinsel-Bevölkerung aus dem
polynesischen Raum und nicht aus Südamerika.[13] Mittlerweile wird (wieder) die
Monobesiedlungsthese präferiert, mit nur einer Besiedlung von den Marquesas –
evtl. über Mangareva – im 5. Jahrhundert.[14] Völlig anderer Auffassung ist
allerdings der amerikanische Archäologe Terry L. Hunt, der, gestützt auf
stratigraphische Grabungen am Anakena-Strand, die erste Besiedlung im 13.
Jahrhundert annimmt.[15]
Es entwickelte sich eine streng stratifizierte Gesellschaft mit 10 unabhängigen
Stämmen (máta), die mit verschiedenen Teilen der Insel assoziiert waren, obwohl
es keine definierten Grenzen gab.[16] Besiedelt wurde zunächst nur die
Küstenregion. Ab etwa 1100 n. Chr. begann die Konstruktion großtechnischer
Bauwerke, der Zeremonialplattformen (ahu), der steinernen Statuen (moai), von
Zisternen und Beobachtungstürmen (turtle towers). Diese Zeit der Kulturblüte
dauerte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, wobei gegen Ende der Periode
zunehmend Anzeichen der Degeneration erkennbar waren:
Nachdem der Boden bis zum Ende des 13. Jahrhunderts oberflächenschonend
bearbeitet wurde, ist spätestens ab 1300 n. Chr. eine radikale Entwaldung mit
zunehmender Bodenerosion nachgewiesen. Dies führte zur Aufgabe von
Siedlungen.[3]
Ab dem 13. Jahrhundert wird vermehrt auch das Inselinnere besiedelt, ohne Zugang
zu der wichtigen Nahrungsquelle Meer.[17]
Nach 1425 n. Chr. ist ein höchst intensivierter Landbau unter Nutzung
innovativer Möglichkeiten (mit Mauern geschützte Kleinstanbauflächen, Steinmulch)
feststellbar, der aber mit dem Zusammenbruch der Stammesgesellschaft in der
ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder aufgegeben wird.[18]
Ab etwa 1500 n. Chr. bis zum Eintreffen der Europäer kommt es zu vermehrten
Überfällen und Stammeskriegen unter Anwendung neuartiger Waffen (mata´a = mit
scharfen Obsidianspitzen versehene Kurzspeere).[19] Wahrscheinlich breitet sich
auch Kannibalismus aus.[20] Die Kriegerkaste gewinnt an Einfluss.
Wie aus archäo-biologischen Untersuchungen von Abfallhaufen der Siedlungen
erkennbar ist, nimmt die Zahl und Artenvielfalt der Seevögel nach 1650 n. Chr.
als Nahrungsquelle rapide ab.[21]
Ab Mitte des 17. Jahrhunderts kommt der Bau monumentaler Bildwerke zum
Erliegen.[22]
Ab dem Ende des 17., spätestens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden
die Kultplattformen durch die Insulaner selbst systematisch zerstört und die
Statuen umgeworfen. Es kommt zu einem völligen Verfall der tradierten, auf der
Ahnenverehrung fußenden Kultur.
Es ist heftig umstritten, wo die Wurzeln für diesen Kulturverfall zu suchen
sind, die Mehrzahl der Forscher geht jedoch heute davon aus, dass die Probleme
von den Insulanern selbst verursacht wurden. Derzeit sehr populär ist die von
Jared Diamond publizierte These des Raubbaus an den natürlichen Ressourcen, der
zur Störung des ökologischen Gleichgewichtes auf der isolierten Insel geführt
hat.[23]
Weitere Theorien gehen davon aus, dass - in unterschiedlichem Umfang - andere
Auswirkungen, z.B.: eine mehrjährige Dürre, die Kleine Eiszeit, die von den
ersten Siedlern eingeschleppte Polynesische Ratte, der europäische Einfluss auf
die Kultur, eine andauernde Hungersnot oder ein Religionskrieg ganz oder
teilweise Ursachen für den Niedergang der Osterinselkultur gesetzt haben.
Entdeckung und Nutzung durch die Europäer
Der erste Europäer, der die Osterinsel sah, war vermutlich der Pirat Edward
Davis, der mit seinem Schiff Bachelors Delight 1687 von den Galápagos-Inseln
kommend Kap Hoorn umsegeln wollte. Er sichtete die Insel eher zufällig und
glaubte, den sagenhaften Südkontinent gefunden zu haben, landete jedoch nicht.
Ihren heutigen Namen erhielt die Osterinsel von dem Holländer Jakob Roggeveen,
der im Auftrag der Westindischen Handelskompanie am Ostersonntag, dem 5. April
1722 mit drei Schiffen dort landete. Er nannte sie Paasch-Eyland (Osterinsel),
nach dem Tag der Entdeckung. An der Expedition nahm der Mecklenburger Carl
Friedrich Behrens teil, dessen in Leipzig verlegter Bericht die Aufmerksamkeit
Europas auf die bis dahin unbekannte Insel lenkte.
Der Katalane Manuel d'Amat i de Junyent (1704–1782, Gouverneur von Chile und
Vizekönig von Peru) hatte die Bestrebung, den Einfluss Spaniens in Südamerika
(gegen England) zu festigen und nach Ozeanien zu erweitern. Er beauftragte Don
Felipe Gonzales de Haedo, bis zur Magellanstraße zu segeln und dabei u. a. die
„Erde Davis“ für die spanische Krone zu annektieren. Gonzales landete am 15.
November 1770 mit dem Linienschiff San Lorenzo und der Fregatte Santa Rosalia
auf der Osterinsel, errichtete als Zeichen des spanischen Anspruches mehrere
Kreuze an markanten Punkten und gab ihr den Namen San Carlos. Spanien verlor
allerdings in den Folgejahren das Interesse an den ozeanischen Visionen Amats
und erneuerte seinen Anspruch auf die Osterinsel nicht.
Während seiner zweiten Südseeexpedition besuchte James Cook vom 13. bis 17. März
1774 die Osterinsel. Er war von der Insel nicht begeistert und schrieb in sein
Logbuch:
„Keine Nation wird je für die Ehre kämpfen, die Osterinsel erforscht zu haben,
zumal es kaum ein anderes Eiland im Meer gibt, welches weniger Erfrischungen
bietet und Annehmlichkeiten für die Schifffahrt denn dieses“.[24]
Dennoch brachte der Aufenthalt wesentliche Erkenntnisse über die geologische
Beschaffenheit, die Vegetation, die Bevölkerung und die Statuen (die in der
Mehrzahl bereits umgeworfen waren). Wir verdanken sie dem deutschen
Naturforscher Johann Reinhold Forster und seinem Sohn Johann Georg Adam Forster,
die an der Cook-Expedition teilnahmen. Reinhold Forster fertigte auch erste
Skizzen der Moais, die, als Kupferstiche in damals typischer romantischer
Überhöhung veröffentlicht, in den Salons Aufsehen erregten.
Im Jahr 1786 landete der Franzose Graf Jean-François de La Pérouse bei einer
Weltumsegelung auf Befehl von Ludwig XVI. auf der Osterinsel. La Pérouse hatte
den Auftrag, genaue Karten zu zeichnen und mit der Erforschung der Völker der
Südsee zur Bildung des Dauphins beizutragen.
Die von den europäischen Entdeckern eingeschleppten Krankheiten wie Grippe und
Syphilis bewirkten einen stetigen Bevölkerungsrückgang auf der Osterinsel. Ein
besonders dunkles Kapitel sind die Raubzüge peruanischer Sklavenhändler in den
Jahren 1859 bis 1861, die vermutlich mehr als 1.500 Insulaner als Zwangsarbeiter
zum Guano-Abbau auf die Chincha-Inseln (Islas Chincha) vor Peru verschleppten.
Dies und die Verbreitung der Pocken durch die wenigen Rückkehrer führten zu
einem weiteren dramatischen Bevölkerungsrückgang.
1866 kam der Franzose Dutroux-Bornier, ein ehemaliger französischer Offizier,
der nach dem Krimkrieg nach Tahiti übergesiedelt war, mit seinem
britisch-tahitischen Geschäftspartner Brander auf die Osterinsel. In den
folgenden Jahren übernahm die Firma umfangreiche Ländereien von den Häuptlingen.
Bornier ließ sich auf der Insel nieder und errichtete eine Schreckensherrschaft.
Er vertrieb die Insulaner aus ihren Siedlungen, die nur ein kleines Gebiet an
der Westküste (im Bereich des heutigen Hangaroa) zugewiesen bekamen, während der
Rest der Insel als Weide für Schafe und Rinder genutzt wurde. Das Betreten war
für die Rapanui unter Androhung von Strafe verboten. Als die Verhältnisse
schließlich unerträglich wurden, ermordeten die Insulaner 1876 den Despoten
Bornier, ein Jahr später starb Brander eines natürlichen Todes. Die Insel blieb
nach einem längeren Rechtsstreit der Erben vor französischen Gerichten im Besitz
der Familie Brander.
1877 lebten nur noch 111 Personen auf der Insel.
Vom 20. bis 25. September 1882 besuchte das deutsche Kanonenboot SMS Hyäne im
Rahmen einer ausgedehnten Südseeexpedition die Osterinsel. Kapitänleutnant
Geiseler hatte den Auftrag der kaiserlichen Admiralität, wissenschaftliche
Untersuchungen für die ethnologische Abteilung der königlich preußischen Museen
in Berlin vorzunehmen. Die Expedition lieferte u. a. detailgenaue Beschreibungen
der Sitten und Gebräuche, Sprache und Schrift der Osterinsel, außerdem exakte
Zeichnungen verschiedener kultischer Objekte, von Moais, von Hausgrundrissen
sowie einen detaillierten Lageplan der Kultstätte Orongo.
Die ersten Fotos der Moais fertigte der Schiffsarzt William Thomson, der 1886 an
Bord des US-amerikanischen Schiffes Mohican die Osterinsel besuchte.
Seit der Annexion durch Chile
Am 9. September 1888 annektierte Chile die Insel. Die chilenische Regierung war
dem Vorschlag des Korvettenkapitäns Policarpo Toro gefolgt, der glaubte, die
Insel sei von strategischem Wert. Es wurde ein Vertrag in spanischer und
polynesischer Sprache geschlossen, den Toro und 20 Stammeshäuptlinge an Bord des
Kriegsschiffes Angamos unterzeichneten. Der Grund für den Vertragsabschluss war
wohl die Hoffnung der Rapanui, sich mit Hilfe der chilenischen Regierung besser
gegen Übergriffe wehren zu können.
Wenige Tage später ankerte ein französisches Kriegsschiff, von Tahiti kommend,
vor der Osterinsel, um die Insel für Frankreich in Besitz zu nehmen. Angesichts
der vollendeten Tatsachen und des chilenischen Kriegsschiffes kehrte es aber
unverrichteter Dinge nach Tahiti zurück.
1895 verpachtete die chilenische Regierung die Insel an den Geschäftsmann
Enrique Merlet, der die Viehzucht weiterhin betrieb. 1903 verkaufte er seine
Besitzansprüche an das britische Handelshaus Williamson-Balfour. 1911 erreichte
eine wissenschaftliche Kommission unter der Leitung des Deutsch-Chilenen Dr.
Walter Knoche die Insel, um dort eine meteorologische und seismische Station zu
errichten und erstmals fächerübergreifend biologische, ethnologische und
archäologische Forschungen zu betreiben.
Die verschiedenen europäischen Besucher, aber insbesondere die Rückkehrer aus
peruanischer Sklaverei, brachten Infektionskrankheiten auf die Insel, die sich
rasch verbreiteten und die Bevölkerung dezimierten. Ab etwa 1900 breitete sich
auch die Lepra, vermutlich von Tahiti eingeschleppt, auf der Osterinsel aus.[25]
Abseits von Hangaroa wurde daher eine Leprakolonie errichtet, in der – nach
Erzählungen der Einwohner – die Firma auch missliebige Personen isolierte, die
sich dort erst mit der Krankheit ansteckten.
Im Ersten Weltkrieg spielte die Insel eine nicht unbedeutende Rolle im Seekrieg.
Von Tahiti kommend traf sich ein Geschwader mit den Panzerkreuzern SMS
Scharnhorst und SMS Gneisenau, dem kleinen Kreuzer Leipzig sowie Begleitschiffen
mit aus dem Atlantik kommenden Transportschiffen, um Brennstoff und Lebensmittel
zu übernehmen. Der Aufenthalt vor der Insel dauerte vom 12. bis 19. Oktober
1914. Am 23. Dezember 1914 versenkte der deutsche Hilfskreuzer SMS Prinz Eitel
Friedrich das französische Handelsschiff Jean unmittelbar vor der Bucht von
Hangaroa. Die Mannschaft des versenkten Schiffes wurde auf der Insel
zurückgelassen. Als der deutsche Hilfskreuzer Seeadler des „Seeteufels“ Felix
Graf von Luckner 1917 vor Mopelia (Gesellschaftsinseln) sank, segelte die
Mannschaft mit dem gekaperten britischen Schiff Fortuna zur Osterinsel. Das
Schiff trieb beim Versuch des Anlandens auf die Klippen und sank. Die Besatzung
rettete sich auf die Insel und lebte dort vier Monate, bis sie schließlich im
neutralen Chile arretiert wurde.
Als die angeblich seherisch begabte, betagte Osterinsulanerin Angata 1914
träumte, Gott habe die gesamte Insel wieder den Rapanui zugesprochen, brach ein
Aufstand aus. Die Insulaner wollten nicht länger hinnehmen, dass ihnen das
Betreten des größten Teils der Insel untersagt wurde. Als Angata zudem
behauptete, dass Gott die Aufständischen kugelfest gemacht habe und ihnen daher
nichts geschehen könne, eskalierte der Konflikt. [26] Der Aufstand wurde durch
den Einsatz eines chilenischen Kriegsschiffes beendet, dessen Kommandant aber
die unerträglichen Verhältnisse erkannte und Kritik an der Verwaltung der
Schaffarm übte. An den räumlichen Beschränkungen änderte sich nichts, die
Regierung setzte jedoch einen von der Firma unabhängigen Verwalter ein.
Bis zum Jahre 1967 herrschte auf der Insel das chilenische Kriegsrecht. Die
Bewohner der Insel unterstanden einer restriktiven militärischen Verwaltung mit
einem von Chile eingesetzten Militärgouverneur an der Spitze. Eigenständige,
demokratische Strukturen in der lokalen Verwaltung wurden erst Ende der 1960er
Jahre zugelassen.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Chile kam 1935 der
deutschstämmige Kapuzinerpater Sebastian Englert auf die Osterinsel. Er blieb
dort als Seelsorger bis zu seinem Tod im Jahre 1969. Pater Englert sah seine
Aufgabe nicht ausschließlich in der Missionierung, er kümmerte sich auch um
soziale Belange, Gesundheitsvorsorge und Bildung der Insulaner. Auf den
vielseitig Interessierten gehen bedeutende Aufzeichnungen archäologischer,
linguistischer, kulturgeschichtlicher und botanischer Erkenntnisse zurück. Seine
systematische Sammlung von Artefakten bildet heute den Grundstock des nach ihm
benannten Museums in Hanga Roa.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es mehrere Forschungsexpeditionen
zur Osterinsel. Erwähnenswerte Forscher sind die Engländerin Katherine Routledge,
der Franzose Alfred Métraux und der Deutsche Thomas Barthel von der
Eberhard-Karls-Universität Tübingen, der die wesentlichen Ansätze zur
Entschlüsselung der geheimnisvollen Osterinsel-Schrift fand.
Thor Heyerdahl hielt sich von 1955 bis 1956 auf der Osterinsel auf. Er führte
Ausgrabungen und praktische Experimente durch und richtete den ersten Moai
wieder auf.
1989 veranstaltete das Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main eine
richtungweisende Ausstellung, in der erstmals einige der über die ganze Welt
verstreuten Relikte der Osterinsel-Kultur zusammen geführt wurden.
1994 wurde die Osterinsel durch den Film Rapa Nui – Rebellion im Paradies,
produziert u.a. von Hollywood-Star Kevin Costner, weltweit in die öffentliche
Aufmerksamkeit gerückt. Der Film zeigt, eingebettet in viele
Landschaftsaufnahmen der Insel, in spielfilmtypisch dramatischer Zuspitzung die
Errichtung der Moais, die Eingriffe der Menschen in die Natur und die damit
vermutlich verbundenen negativen Folgen.
Kunst und Kultur
Die Moais
Die weltbekannten, kolossalen Steinstatuen der Osterinsel werden Moais (Einzahl
Moai) genannt. Pater Sebastian Englert nummerierte und katalogisierte 638
Statuen, vermutlich waren es jedoch ursprünglich über 1000.
Trotz umfangreicher Forschungen ist ihr eigentlicher Zweck und die genaue Zeit
ihrer Errichtung unter den Experten immer noch umstritten. Man geht heute davon
aus, dass sie berühmte Häuptlinge oder allseits verehrte Ahnen darstellen, die
als Bindeglied zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt fungierten.
Rongorongo-Schrift
Die Osterinselkultur verfügt als einzige im Pazifik über eine eigene Schrift,
die Rongorongo-Schrift. Es ist eine mit Lautzeichen durchsetzte Bilderschrift.
Geschrieben wird in Zeilen; jede Zeile steht gegenüber der vorhergehenden auf
dem Kopf (Bustrophedon). Es wird von links nach rechts gelesen, der Beginn ist
links unten. Die durchschnittlich einen Zentimeter hohen Schriftzeichen zeigen
grafische Symbole, Vogelmänner, Menschen, Tiere, Körperteile, astronomische
Symbole und Geräte des täglichen Gebrauchs (Boot, Haus, Speer, Steinbeil,
Paddel). Die Bilderschrift setzt sich jedoch nicht aus Piktogrammen, die
unmittelbar reale Objekte abbilden, zusammen. Thomas Barthel, der wohl
profundeste Kenner der Osterinsel-Schrift, hält sie lediglich für eine
Gedächtnisstütze, d. h. es sind Kernbegriffe abgebildet, um die herum Wörter und
Sätze aus dem Gedächtnis zu ergänzen sind.
Der Archäologe Kenneth P. Emory vom Bishop Museum in Hawaii vertritt allerdings
eine völlig andere Auffassung. Aus der Tatsache, dass die wenigen erhaltenen
Rongorongo-Tafeln nachweislich zwischen 1722 und 1868 aufgefunden wurden, zieht
er den Schluss, bei der Schrift handele es sich lediglich um eine Nachahmung
europäischer Schriftzeugnisse.
Die vollständige Entzifferung der Osterinsel-Schrift galt lange als ungelöstes
Problem, insbesondere, da die Schriftkultur im Südseeraum keine Parallelen hat.
Erst der systematische Vergleich mit Kalenderwissen und die Einbeziehung
mündlicher Überlieferungen brachte erste Ansätze zur inhaltlichen Deutung.
Bereits Thomas Barthel vermutete zumindest in Teilen in einer Schrifttafel,
genannt Tablet Mamari (heute im Archiv der Congregazione dei SS Cuori in
Grottaferrata bei Rom), einen Mondkalender, da die Zeilen 6 bis 9 der
Vorderseite auffallend viele astronomische Zeichen und Mondsymbole zeigen. Diese
Ansicht wurde inzwischen bestätigt.
Weltweit sind nur 24 als authentisch geltende Schriftzeugnisse auf Holztafeln,
den Rongorongo-Tafeln, aber auch auf anderen Kultgegenständen (Rei-Miro in
London, Vogelmann in New York und Zeremonialstab in Santiago de Chile) bekannt.
Die erhaltenen Rongorongo-Tafeln sind überwiegend aus Toromiro-Holz geschnitzt.
Die Schriftzeichen wurden vermutlich mit Obsidiansplittern oder Haifischzähnen
eingraviert, Kenneth P. Emory behauptet, mit eisernen Werkzeugen europäischen
Ursprunges. Die Schrifttafeln sind heute über Museen und Sammlungen der ganzen
Welt verstreut.
Die Deutungsversuche sind zahllos, insbesondere seit sich Laienforscher daran
versuchen. Die seriösen Erklärungen für die aufgezeichneten Texte reichen von
Genealogien bis zu rituellen Gesängen. Bislang ist es jedoch immer noch nicht
gelungen, die Texte Zeile für Zeile zu übersetzen.
Orongo und der Vogelmannkult
Am Hang des Rano Kao, gefährlich nah an einer 300 Meter abfallenden Klippe,
befinden sich die bekannten Orongo-Petroglyphen. Das Hauptmotiv ist das des
Vogelmannes (polynesisch: Tangata Manu), ein Mischwesen aus Mensch und
Fregattvogel. Der Kult um den Vogelmann erlangte ab etwa 1500 n. Chr. zunehmende
Bedeutung. Die Gründe für die Abkehr von der alten Religion der Ahnenverehrung,
die letztendlich auch das spätere Umstürzen der Moais zur Folge hatte, sind
unbekannt. Die Archäologin Georgia Lee, Herausgeberin des Rapa-Nui-Journals,
vertritt die Auffassung, dass dies mit der Machtübernahme durch eine
Kriegerkaste als Folge der ökologischen Zerstörung in Zusammenhang zu bringen
ist.[27] Andere, zum Beispiel Alfred Métraux, nehmen an, dass Ahnenverehrung und
Vogelmannkult zumindest eine Zeitlang parallel bestanden haben.
In jedem Frühjahr schwammen junge Männer von Orongo aus zum vorgelagerten Motu
Nui, um das erste Ei der Rußseeschwalbe (Sterna fuscata) zu finden. Wer als
erster ein unbeschädigtes Ei zurückbrachte, wurde zum Vogelmann erklärt, stand
rituellen Opfern vor und erfreute sich besonderer Privilegien.
Vogelmannfiguren sind in der gesamten Südsee (Samoa, Sepik-Region in Neuguinea)
verbreitet.
Ein weiteres Motiv der Felsritzungen bei Orongo ist Make Make, ein maskenhaftes
Gesicht mit großen, eulenartigen Augen, das den Schöpfergott darstellt. Es sind
auch Tierdarstellungen zu finden (Vögel, Wale, Haie, Schildkröten) sowie
grafische Motive.
Zur Kultstätte Orongo gehören sorgfältig errichtete steinerne Hütten, mit einem
Dach aus Grassoden, die nicht ständig bewohnt, sondern nur zu kultischen Zwecken
genutzt wurden.
Rei-Miro
Rei Miro ist ein nur in der Kultur der Osterinsel bekanntes hölzernes
Pektoral, vorwiegend aus Toromiro-Holz geschnitzt. Es hat eine mondsichelartige
Form, die aber auch als Bootskörper gedeutet werden kann. Die beiden Enden sind
häufig als menschliche oder tierische Köpfe mit feinen Gesichtszügen
ausgebildet. An den oberen Enden befinden sich Löcher für eine Umhängeschnur.
Einige Pektorale sind mit Schriftzeichen versehen. Rei Miro von der Osterinsel
finden sich in den verschiedensten Museen der Welt. Ihre Bedeutung
(Kultgegenstand, Schmuck oder Rangabzeichen) ist unbekannt.
Kulthöhlen
Der vulkanische Ursprung der Insel hat zur Folge, dass sich im Gestein
zahlreiche Höhlen und Klüfte gebildet haben. Die Höhlen wurden als Kultstätten
genutzt, wie zahlreiche Felsmalereien beweisen. Die Motive haben ihren Ursprung
überwiegend im Vogelmannkult. Thor Heyerdahl fand in den Höhlen noch zahlreiche
steinerne Kleinplastiken mit den unterschiedlichsten Motiven:
Vogelmanndarstellungen, Moais, Kopfplastiken, anthropomorphe und zoomorphe
Figuren bis hin zu Darstellungen von Segelschiffen. Die geheimen Höhlen sind
einzelnen Familien zugeordnet. Das Wissen darüber wurde jeweils mündlich an
besonders ausgesuchte Mitglieder der Nachfolgegeneration vermittelt.
Knochenfunde beweisen, dass die Höhlen auch als Begräbnisstätten genutzt wurden,
jedoch vermutlich nur in der Spätperiode. Der Überlieferung der Inselbewohner
nach dienten die Höhlen in der Zeit des Kulturverfalls und der nachfolgenden
Bürgerkriege auch als Zufluchtsstätten. Eine von Touristen häufig besuchte
Kulthöhle mit zahlreichen Felsbildern ist Ana Kai Tangata, die sogenannte
„Menschenfresserhöhle“, bei Mataveri an der Westküste.
Die Osterinsel heute
Verwaltung
Politisch gehört die Osterinsel heute zu Chile. Sie hat den Status eines
Departamento der Región de Valparaíso. Ein bei der chilenischen Regierung
akkreditierter Gouverneur verwaltet die Insel. Seit 1984 ist das immer ein
Insulaner. Seit 1966 wird alle vier Jahre in der Gemeinde Hanga Roa ein
Gemeinderat aus 6 Personen gewählt, einer davon wird zum Bürgermeister ernannt.
Auf der Insel sind etwa zwei Dutzend Polizisten stationiert, die auch für die
Flughafensicherheit verantwortlich sind. Das chilenische Militär ist
insbesondere mit der Marine präsent. Die Marinestation verfügt über ein
Patrouillenboot, das auch für die Seenotrettung zuständig ist. Währung ist der
Chilenische Peso, der US-Dollar hat sich aber inzwischen zu einer Nebenwährung
entwickelt und wird überall akzeptiert. Die Osterinsel ist zollfreies Gebiet,
sodass die Einnahmen durch Steuern und Abgaben verhältnismäßig gering sind. Der
öffentliche Haushalt wird in hohem Maße von Chile subventioniert.
Infrastruktur
Seit der Flugplatz Mataveri Intl. (IATA-Code IPC (Isla de Pascua (Mataveri),
Easter Island, Chile)) in den siebziger Jahren von der NASA als Notlandeplatz
für die Raumfähren ausgebaut wurde, können dort auch Großraumflugzeuge landen.
Der Ausbau hat zu einem deutlichen Anstieg des Tourismus geführt, der heute die
Haupteinnahmequelle der Insel ist. Allerdings ist die Zahl der Touristen im
Vergleich zu anderen Urlaubsinseln immer noch sehr gering.
Mittlerweile gibt es ein zentrales Wasserleitungssystem, bis dahin war man auf
die Vorräte in den Kraterseen bzw. an der Küste aussickerndes Grundwasser
angewiesen. An das mit Dieselgeneratoren betriebene Stromversorgungsnetz sind
auch im Außenbereich liegende Anwesen angeschlossen. Befestigte Straßen findet
man im unmittelbaren Bereich von Hanga Roa und Mataveri. Auch die Strecken von
Hanga Roa zum Strand von Anakena und entlang der Südküste zur Halbinsel Poike
sind inzwischen geteert.
An der Schule in Hanga Roa können alle Bildungsabschlüsse bis zur Hochschulreife
(Prueba de Aptitud, entspricht dem deutschen Abitur und der
österreichischen/schweizerischen Matura) erworben werden. Ein Fach- oder
Hochschulstudium ist jedoch nur auf dem Festland möglich. In der Grundschule
gibt es einen von der UNESCO unterstützten Schulversuch bilingualen Unterrichts
mit Rapa Nui und Spanisch.
Die Gesundheitsversorgung ist weitaus besser als in anderen abgelegenen Regionen
von Chile. Das kleine Krankenhaus hat einen Arzt, einen Zahnarzt, eine Hebamme
sowie einen Pflegedienst. Am Krankenhaus ist auch ein Ambulanzwagen stationiert.
Die weitere Infrastruktur mit Kirche, Post, Bank, Apotheke, kleinen Geschäften,
einem Supermarkt, Snack-Bars und Restaurants hat sich seit den sechziger Jahren
erheblich verbessert, nicht zuletzt zur Befriedigung der Bedürfnisse des
Tourismus. Satellitentelefon, Internet und E-Mails sind selbstverständlich.
Inzwischen gibt es sogar eine Diskothek für die jüngeren Inselbewohner.
Bevölkerung
Man schätzt, dass die Osterinsel zur Zeit der Kulturblüte im 16. und 17.
Jahrhundert etwa 10.000 Einwohner hatte. Als Folge der vom Menschen ausgelösten
ökologischen Katastrophe, der Nahrungsknappheit und kriegerischer
Auseinandersetzungen reduzierte sich diese Zahl auf etwa 2.000 bis 3.000 vor
Ankunft der Europäer. Die Deportation als Zwangsarbeiter nach Peru verringerte
die Einwohnerzahl auf etwa 900 im Jahre 1868 und die von den wenigen Rückkehrern
eingeschleppten Krankheiten führten zu einem weiteren Bevölkerungsrückgang.
Die Ausbeutung der Insel durch die intensive Schafzucht eines europäischen
Konsortiums hatte ein Zurückdrängen der Einwohner auf ein Siedlungsgebiet mit
geringer Ausdehnung im Nordwesten der Insel zur Folge. Dieser Interessenkonflikt
führte dazu, dass 168 Bewohner im Jahr 1871 mit Hilfe von Missionaren
auswanderten. 1877 betrug die Einwohnerzahl nur noch 111. Danach erholte sich
die Bevölkerung langsam. 1888, im Jahr der Annexion durch Chile, wurden 178
Einwohner gezählt.
Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es – insbesondere unter der jungen
Bevölkerung – den verbreiteten Wunsch, die Insel zu verlassen. Entsprechende
Bestrebungen wurden jedoch von der chilenischen Militärverwaltung unterbunden.
Erst in den 1950er Jahren besserten sich die Lebensumstände und auch die
Einwohnerzahl nahm zu. 1960 wurden bereits über 1.000 Einwohner gezählt.
Heute hat die Osterinsel, nach einer Zählung aus dem Jahr 2002, 3.791 Einwohner.
Im Jahre 1988 waren es auf der Osterinsel lediglich 1.938 gewesen. Die
erhebliche Zunahme innerhalb weniger Jahre beruht hauptsächlich auf der
Zuwanderung vom chilenischen Festland. Die Folge davon ist, dass sich die
demografische Zusammensetzung der Bevölkerung zu Lasten der polynesischen
Ureinwohner, der Rapanui, verändert. 1982 waren 70 Prozent der Einwohner Rapanui,
im Jahre 2002 betrug ihr Anteil nur noch 60 Prozent. 39 Prozent waren
europäischen Typs (vorwiegend zeitweilige Residenten, wie Verwaltungsbeamte,
Militärpersonal, Wissenschaftler und deren Angehörige) und 1 Prozent sonstige.
In den letzten Jahrzehnten gab es aber nicht nur Zuwanderungen. Einwohner der
Osterinsel sind auch zum Festland emigriert. Bei der Volkszählung 2002 wurde
festgestellt, dass 2.269 Rapanui in Chile außerhalb der Osterinsel lebten.
Die Bevölkerungsdichte auf der Osterinsel beträgt nur 23 Einwohner pro km² (zum
Vergleich Deutschland: 230, Schweiz: 181).
Mitte des 19. Jahrhunderts gab es noch 6 Siedlungen: Anakena, Tongariki, Vaihu,
Vinapu, Mataveri und Hanga Roa. Heute konzentrieren sich die Bewohner auf die
Dörfer Hanga Roa und Mataveri im Südwesten, die allerdings so zusammen gewachsen
sind, dass sie als eine Siedlung angesehen werden. In den restlichen Regionen
der Insel gibt es nur wenige Streusiedlungen.
Die Amtssprache ist spanisch, im Alltag wird allerdings häufig Rapanui, ein
ostpolynesischer Dialekt, gesprochen.
Tourismus
Tourismus in nennenswertem Umfang gibt es erst seit 1967, als die erste
Passagiermaschine auf der Insel landete. Auch heute noch ist die Osterinsel per
Flugzeug ausschließlich mit der Fluggesellschaft LAN Chile in einem etwa
fünfstündigen Flug von Santiago de Chile oder von Tahiti aus zu erreichen. Von
Santiago aus gibt es wöchentlich mehrere Linienflüge auf die Osterinsel.
Die Osterinsel verfügt nur über einen Hafen für kleine Boote. Eine regelmäßige
Schiffsverbindung gibt es nicht. Kreuzfahrtschiffe liegen vor Hanga Roa auf
Reede. Die Passagiere werden ausgebootet, was bei der durchweg rauen See häufig
nicht angenehm ist.
Die Unterbringung von Touristen reicht von Privatquartieren bis hin zu Hotels,
deren Komfort etwa der Dreisterne-Kategorie (nach mitteleuropäischem Standard)
entspricht. Bei der Preisgestaltung sollte der Besucher bedenken, dass alles –
landwirtschaftliche Produkte ausgenommen – zu hohen Preisen importiert werden
muss.
Da die Bevölkerung heute überwiegend vom Tourismus lebt, gibt es kundige
einheimische Reiseführer für alle gängigen Sprachen, auch für Deutsch. Die
Sehenswürdigkeiten sind mit dem Geländewagen, zu Pferd und für geübte Wanderer
auch zu Fuß erreichbar.
Touristische Ziele
*Der Rano Raraku, die „Geburtsstätte“ der Moais, ist der für den
Touristen wohl interessanteste Punkt der Insel. An den Hängen des Vulkanes und
rund um den Kratersee stehen oder liegen über 300 Statuen in unterschiedlicher
Größe und verschiedenen Stadien der Fertigung. Unweit davon steht an einer
Meeresbucht der Ahu Tongariki, die größte Zeremonialplattform Polynesiens mit 15
wieder aufgerichteten Statuen von imponierender Größe.
*Bei Anakena befindet sich der einzige nennenswerte Strand der Insel aus feinem,
weißen Korallensand. Hier ist Baden möglich. In dem Kokoswäldchen werden
Picknicks für Touristen veranstaltet. Bei Anakena liegen zwei interessante
Zeremonialplattformen, der Ahu Naunau und der Ahu Ature Huki. In den Ahu Naunau
ist ein kleinerer Moai eingebaut, sozusagen recycelt.
*Te Pito o te Henua (Der Nabel der Welt) (eigentlich: Te Pito Kura – der
rote Nabel) ist eine zeremonielle Anlage rund um einen kugelförmigen Stein, der
vermutlich natürlichen Ursprungs ist. Von Esoterikern werden dem Ort
ungewöhnliche Eigenschaften zugesprochen. Christian Walter, ein auf der Insel
lebender Anthropologe, sagt, die Anlage sei in den sechziger Jahren für
leichtgläubige Touristen errichtet worden. Tatsächlich erwähnte Thor Heyerdahl
den Ort nicht, obwohl er in der Nähe umfangreiche archäologische Untersuchungen
vorgenommen hat. Andere wiederum behaupten, die Steinkugel sei mit dem Stein
identisch, den Hotu Matua von seiner Heimatinsel "Hiva" auf die Osterinsel
gebracht habe.[28] Am Ahu Tongariki wurde vor einigen Jahren eine weitere
Steinkugel – diese jedoch nachweislich von Menschen bearbeitet – ausgegraben.
Vom Kraterrand des Rano Kao bietet sich ein spektakulärer Ausblick auf die drei
der Südwestküste vorgelagerten Motus. Unmittelbar dort liegt auch die
Zeremonialanlage Orongo.
*Puna Pau im Westen ist der Steinbruch am Hang eines Nebenvulkans des
Rano Kao, in dem die Kopfaufsätze der Moais aus roter Vulkanschlacke hergestellt
wurden.
*Das Museo Antropologico Padre Sebastian Englert, etwas außerhalb von
Mataveri gelegen, ist im Vergleich zu manch anderem Völkerkundemuseum in Europa
oder Amerika bescheiden ausgestattet. Dennoch ist der Besuch wegen des 1978 bei
Anakena gefundenen Original-Auges eines Moai empfehlenswert.