Osterinsel 2


Osterinsel - Wikipedia


Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Osterinsel

Die Osterinsel (spanisch Isla de Pascua, rapanui Rapa Nui) ist eine isoliert gelegene Insel im Südostpazifik, die politisch zu Chile gehört. Sie liegt südlich des südlichen Wendekreises bei 27° 09′ südlicher Breite und 109° 25′ westlicher Länge. Der Hauptort Hanga Roa ist 3.526 km von der chilenischen Küste und 4.251 km von Tahiti entfernt. Das nächstgelegene bewohnte Eiland ist Pitcairn im Westen, in einer Entfernung von 2.078 Kilometern. 2002 lebten auf der Osterinsel 3.791 Menschen. Bekannt ist die Insel vor allem wegen der monumentalen Steinskulpturen, die Moais genannt werden. Seit 1995 ist die Osterinsel als Nationalpark Rapa Nui Teil des UNESCO-Welterbes.

Geographie
Die Osterinsel sitzt dem Ostpazifischen Rücken auf. Der für viele pazifische Inseln charakteristische Küstensaum fehlt, die Küste fällt steil bis zu einer Meerestiefe von 3.000 Metern ab. Kleine Sandstrände sind nur an wenigen Stellen zu finden, z. B. an der Nordküste, am Palmenwäldchen von Anakena.



Die Osterinsel hat die Form eines rechtwinkligen Dreiecks mit einer maximalen Länge von 24 Kilometern, einer maximalen Breite von 13 km und einer Fläche von 162,5 km². Die Landschaft ist durch ihren vulkanischen Ursprung geprägt und besteht im Wesentlichen aus den drei erloschenen Vulkanen Rano Kao im Südwesten, Maunga Puakatiki auf der Poike-Halbinsel im Osten und Maunga Terevaka im Norden. Er ist mit 509 Metern die höchste Erhebung der Osterinsel.

Im Südwesten sind der Osterinsel die kleinen, unbewohnten Inseln Motu Iti, Motu Kau Kau und Motu Nui vorgelagert, im Westen Motu Tautara und vor der Halbinsel Poike Motu Marotiri.

Das Klima ist subtropisch warm, die Jahreszeiten sind nur gering ausgeprägt. Starke Passatwinde herrschen vor. Die Niederschläge betragen etwa 1.150 mm im Jahr. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 21 °C. Die kältesten Monate sind Juli und August, die regenreichsten April und Mai.

Flora
Im Vergleich zu den anderen Inseln des Südpazifiks gehört die Osterinsel zu den artenärmsten. Es sind noch nicht einmal 30 indigene Samenpflanzen (Spermatophyta) bekannt. Das ist hauptsächlich eine Folge der isolierten Lage, die Insel war niemals mit einer kontinentalen Landmasse verbunden. Vögel, Wind und ozeanische Strömungen konnten nur in weit geringerem Maße als bei anderen Inseln Samen eintragen.[1]

Der erfolgreichste Überträger von Pflanzenmaterial dürfte daher der Mensch gewesen sein. Bereits die ersten Siedler haben Nutzpflanzen auf die Insel gebracht, wie die Legende von Hotu Matua berichtet. Die Legende dürfte insoweit auf einem wahren Kern beruhen. Zahlreiche Nutzpflanzen existierten bereits, bevor die Europäer die Insel erreichten, wie mehreren Berichten – zum Beispiel von Roggeveen, Forster und anderen frühen Entdeckern – zu entnehmen ist. Dazu gehörten zum Beispiel: Papiermaulbeerbaum, Süßkartoffel, Yams und Taro. Aber auch die Europäer trugen in umfangreichem Maße Pflanzen ein, zum Beispiel verschiedene Grasarten als Weidepflanzen für die Schafe und Rinder.

Die heute vorherrschende Vegetation entspricht nicht der ursprünglichen. Sie ist das Ergebnis massiver menschlicher Eingriffe in das Ökosystem. Archäobotanische Befunde belegen, dass die Insel einst dicht mit Palmwäldern der Species Paschalococos disperta, eine nahe Verwandte der Honigpalme Jubaea chilensis, bedeckt war. In Proben von Rano Kao wurde nachgewiesen, dass eine Entwaldung über einen längeren Zeitraum ab dem Jahr 1010 (± 70 Jahre) stattfand.[2] Man schätzt, dass in dieser Zeit mehr als 10 Millionen Palmen auf der Insel gefällt wurden. Der Verlust des Palmenwaldes, der die Kulturpflanzen vor dem ständig wehenden Wind und vor Austrocknung geschützt hatte, führte zu einer umfangreichen Bodenerosion, die wiederum entscheidende Auswirkung auf die Nahrungsmittelversorgung und damit auf den rapiden Rückgang der Bevölkerung gehabt haben dürfte. [3]

Das Totora-Schilf (Scirpus californicus) ist als Rest der ursprünglichen Vegetation in den Kraterseen des Rano-Kao und des Rano-Raraku erhalten. Totora-Schilf wurde von den Ureinwohnern vielfältig genutzt, zum Beispiel zum Bau der charakteristischen bootsförmigen Häuser.

Von großer ritueller Bedeutung war der Toromiro-Baum (Sophora toromiro), ein in der freien Natur ausgestorbener Schmetterlingsblütler. Das harte und feinporige Holz wurde vielfältig genutzt, insbesondere für kultische Schnitzereien. Exemplare dieser endemischen Baumart haben lediglich in Botanischen Gärten (z. B.: Göteborg, Bonn, London, Valparaíso) überlebt.

Auffallend ist der geringe Bestand an Farnen. Lediglich 15 Spezies wurden entdeckt, vier davon sind endemisch. Im Vergleich zu anderen Inseln des Südpazifiks (z. B. Marquesas mit 27 Familien, 55 Gattungen und 117 Arten von Farnen[4]) ist das sehr wenig.[5]

Eine weitere indigene Pflanze, die auf der Osterinsel nur noch in wenigen Exemplaren als kleinwüchsiger Busch vorkommt, ist die zu den Lindengewächsen (Tiliaceae) gehörende Triumfetta semitriloba. Pollenanlysen haben ergeben, dass die Pflanze bereits seit 35.000 Jahren auf der Insel wächst.[1] Aus den speziell behandelten Fasern der Rinde knüpften die Rapanui ihre Fischernetze und möglicherweise die Transportseile für die Moai.[6]

Heute ist die Landschaft der Osterinsel überwiegend von ausgedehnten Grasflächen geprägt. Die häufigsten vorkommenden Pflanzenfamilien sind die der Süßgräser (Poaceae), von denen nur vier Species indigen sind, und die der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Eine weitere häufige Pflanzenfamilie ist die der Korbblütler (Asteraceae), deren heute vorkommende Arten ausschließlich anthropochore Pflanzen sind.[7] Über größere Bereiche im Südwesten haben sich vom Menschen eingeführte Guavenbüsche ausgebreitet. In den letzten Jahren hat es Aufforstungen mit Eukalyptus gegeben. Bei Anakena ist ein Palmenhain mit der ursprünglich nicht auf der Insel vorkommenden Kokospalme entstanden. Als Nutzpflanzen werden heute für den Eigenbedarf Kartoffeln, Taro, Yams, Zuckerrohr sowie subtropische Früchte angebaut.

Eine wichtige Nahrungspflanze, Bestandteil eines jeden umu (Erdofen), ist die ursprünglich aus Mittelamerika stammende Süßkartoffel. Sie ist bereits seit Jahrhunderten in der gesamten Südsee und im südasiatischen Raum verbreitet. Flaschenkürbis, Gemüse- und scharfe Paprika sind weitere südamerikanische Pflanzen, die inzwischen auf der Osterinsel wachsen.

Der Anbau von Kulturpflanzen in historischer Zeit erfolgte nach Berichten der europäischen Entdecker in sorgfältig bearbeiteten und abgegrenzten Feldern. La Pérouse schätzte, dass etwa ein Zehntel des Areales, insbesondere die tiefer gelegenen Bereiche der Küstenregion, mit Nutzpflanzen bebaut waren. Das würde etwa 20 km² Anbaufläche entsprechen und ausreichen, um eine Bevölkerung von mehreren Tausend Menschen zu ernähren. Der Ackerbau erfolgte mit der einfachsten Methode, dem Grabstock bzw. aus Mangel an Holz mit einem entsprechend hergerichteten Stein.

Den vulkanischen Boden der Osterinsel durchziehen zahlreiche Lavaröhren. Durch Erosion stürzte an manchen Stellen die Decke ein, sodass sich dolinenartige Spalten bildeten, die sich allmählich mit Humus füllten. Da die ständig wehenden Winde den Anbau von Nahrungspflanzen erschwerten, nutzte man die Bodensenken als ertragreiche Tiefbeete unterhalb des Bodenniveaus (manavai) für die Kultivierung größerer Pflanzen, insbesondere von Bananen. Einige werden heute noch genutzt. Ein schönes Beispiel dafür findet sich in der Nähe der Anlage Vinapu.

Fauna
Menschliche Eingriffe blieben auch nicht ohne Folgen für die Fauna. Archäologische Grabungen belegen, dass auf der Osterinsel vor der polynesischen Besiedlung 25 Spezies von See- und 6 Spezies von Landvögeln heimisch waren. [8] Davon sind heute auf der Insel selbst (ohne vorgelagerte Motus) nur drei Seevogelarten und vier Landvogelarten verblieben, keine davon indigen oder endemisch.[9]

Als Säugetiere kommen lediglich eingeführte Haustiere – Pferde, Schafe, Rinder, Schweine – vor. Die ausgewilderten Pferde haben sich mittlerweile zu einem Problem entwickelt. Sie sorgen für die Verbreitung der Guavenbüsche, indem sie die Früchte fressen und die Samen an anderer Stelle ausscheiden. Außerdem reiben sie sich an den liegengebliebenen Statuen und leisten so der allmählichen Erosion Vorschub. Die Pazifische Ratte (Rattus exulans), die vermutlich als Nahrungstier von den ersten Siedlern mitgeführt wurde, ist inzwischen ausgestorben bzw. von europäischen Rattenarten verdrängt worden. Auf der Osterinsel gibt es keine für den Menschen unmittelbar gefährlichen Tiere oder Überträger von Infektionskrankheiten.

Unter den Reptilien ist die Echse Ablepharus boutonii aus der Gattung der Natternaugen-Skinke erwähnenswert. Ihr Name auf Rapanui ist moko. Das etwa 12 cm lange Tier von goldbrauner Farbe genoss offenbar religiöse Verehrung, denn es sind mehrere, sorgfältig aus Toromiro-Holz geschnitzte, anthropomorphe Figuren als Zeremonialobjekte erhalten (z. B. Musées Royaux d´Art et d´Histoire, Brüssel).

Auf den vorgelagerten Motus nisten zahlreiche Seevögel, darunter Fregattvögel, Sturmtaucher, Tölpel sowie Ruß- und Feenseeschwalben.

An dem steil abfallenden Lavasockel bildete sich kein Korallensaum. Das vielfältige Ökosystem eines Korallenmeeres mit seiner artenreichen Population von Meereslebewesen konnte sich nicht entwickeln. In der Umgebung der Osterinsel wurden 164 Fischarten gezählt, davon 107 Species von Küstenfischen.[10] Das ist vergleichsweise wenig, in den Gewässern rund um die Fidschi-Inseln gibt es mehr als 1.000 Fischarten. James Cook schrieb dazu in seinem Logbuch:

„Die See scheint wie von Fischen befreit, konnten wir doch nicht einen einzigen fangen und es waren auch nur sehr wenige, welche wir bei den Eingeborenen entdeckten“ [11].
Die relative Artenarmut könnte eine der Ursachen für den Bevölkerungsrückgang und den damit verbundenen Kulturverfall auf der Osterinsel gewesen sein.

Nicht selten sind Pottwale zu beobachten. Man vermutet, dass in den Tiefen auch der Riesenkalmar vorkommt. Die Tiefsee weist die bisher dichteste bekannte Konzentration von Schwarzen Rauchern auf, aktive Vulkanschlote, aus denen heißes, mineralreiches Wasser aus dem Erdinneren sprudelt und um die sich bizarre Lebensgemeinschaften gebildet haben. Im Jahr 2005 wurde 1.500 km südlich der Osterinsel eine neue Spezies entdeckt, die so genannte Yeti-Krabbe (Kiwa hirsuta).

Von besonderem Interesse ist eine endemische Kaurischnecken-Art, die nach Pater Englert benannte Cypraea englerti, die nur vor der Osterinsel und der unbewohnten Insel Sala y Gómez, 400 km östlich, vorkommt.

Geschichte
Frühgeschichte
Die Frühgeschichte der Osterinsel ist schwierig zu rekonstruieren, da schriftliche Aufzeichnungen völlig fehlen. Bereits die Besiedlungsgeschichte ist umstritten. Sowohl die Mono- als auch die Multibesiedlungsthese wurde vertreten. Thor Heyerdahl postulierte in der Inselgeschichte eine frühe Periode im 1. Jahrtausend n. Chr. und eine mittlere Periode zwischen 1100 und 1600 n. Chr. In beiden Perioden gab es seiner Ansicht nach Einwanderungen mit einem deutlichen Bezug nach Südamerika. Eine weitere Besiedlung soll in der Spätperiode ab 1680 von Polynesien aus erfolgt sein.[12] Diese Theorie war nicht lange haltbar. Ausgehend von der Legende von Hotu Matua und gestützt auf archäologische, genealogische und sprachwissenschaftliche Befunde konnte sich die Annahme einer Besiedelung im Rahmen der Polynesischen Expansion von Westen, von Mangareva oder den Marquesas, durchsetzen. Sie soll relativ spät in zwei Wellen erfolgt sein, die Erstbesiedlung im 5. oder 6. Jahrhundert, die zweite Besiedlungswelle im 14. Jahrhundert. Die Einbeziehung genetischer Untersuchungen in den 1990er Jahren bewies zweifelsfrei die Herkunft der Osterinsel-Bevölkerung aus dem polynesischen Raum und nicht aus Südamerika.[13] Mittlerweile wird (wieder) die Monobesiedlungsthese präferiert, mit nur einer Besiedlung von den Marquesas – evtl. über Mangareva – im 5. Jahrhundert.[14] Völlig anderer Auffassung ist allerdings der amerikanische Archäologe Terry L. Hunt, der, gestützt auf stratigraphische Grabungen am Anakena-Strand, die erste Besiedlung im 13. Jahrhundert annimmt.[15]

Es entwickelte sich eine streng stratifizierte Gesellschaft mit 10 unabhängigen Stämmen (máta), die mit verschiedenen Teilen der Insel assoziiert waren, obwohl es keine definierten Grenzen gab.[16] Besiedelt wurde zunächst nur die Küstenregion. Ab etwa 1100 n. Chr. begann die Konstruktion großtechnischer Bauwerke, der Zeremonialplattformen (ahu), der steinernen Statuen (moai), von Zisternen und Beobachtungstürmen (turtle towers). Diese Zeit der Kulturblüte dauerte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts, wobei gegen Ende der Periode zunehmend Anzeichen der Degeneration erkennbar waren:

Nachdem der Boden bis zum Ende des 13. Jahrhunderts oberflächenschonend bearbeitet wurde, ist spätestens ab 1300 n. Chr. eine radikale Entwaldung mit zunehmender Bodenerosion nachgewiesen. Dies führte zur Aufgabe von Siedlungen.[3]
Ab dem 13. Jahrhundert wird vermehrt auch das Inselinnere besiedelt, ohne Zugang zu der wichtigen Nahrungsquelle Meer.[17]
Nach 1425 n. Chr. ist ein höchst intensivierter Landbau unter Nutzung innovativer Möglichkeiten (mit Mauern geschützte Kleinstanbauflächen, Steinmulch) feststellbar, der aber mit dem Zusammenbruch der Stammesgesellschaft in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wieder aufgegeben wird.[18]
Ab etwa 1500 n. Chr. bis zum Eintreffen der Europäer kommt es zu vermehrten Überfällen und Stammeskriegen unter Anwendung neuartiger Waffen (mata´a = mit scharfen Obsidianspitzen versehene Kurzspeere).[19] Wahrscheinlich breitet sich auch Kannibalismus aus.[20] Die Kriegerkaste gewinnt an Einfluss.
Wie aus archäo-biologischen Untersuchungen von Abfallhaufen der Siedlungen erkennbar ist, nimmt die Zahl und Artenvielfalt der Seevögel nach 1650 n. Chr. als Nahrungsquelle rapide ab.[21]
Ab Mitte des 17. Jahrhunderts kommt der Bau monumentaler Bildwerke zum Erliegen.[22]
Ab dem Ende des 17., spätestens in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts werden die Kultplattformen durch die Insulaner selbst systematisch zerstört und die Statuen umgeworfen. Es kommt zu einem völligen Verfall der tradierten, auf der Ahnenverehrung fußenden Kultur.
Es ist heftig umstritten, wo die Wurzeln für diesen Kulturverfall zu suchen sind, die Mehrzahl der Forscher geht jedoch heute davon aus, dass die Probleme von den Insulanern selbst verursacht wurden. Derzeit sehr populär ist die von Jared Diamond publizierte These des Raubbaus an den natürlichen Ressourcen, der zur Störung des ökologischen Gleichgewichtes auf der isolierten Insel geführt hat.[23]

Weitere Theorien gehen davon aus, dass - in unterschiedlichem Umfang - andere Auswirkungen, z.B.: eine mehrjährige Dürre, die Kleine Eiszeit, die von den ersten Siedlern eingeschleppte Polynesische Ratte, der europäische Einfluss auf die Kultur, eine andauernde Hungersnot oder ein Religionskrieg ganz oder teilweise Ursachen für den Niedergang der Osterinselkultur gesetzt haben.


Entdeckung und Nutzung durch die Europäer
Der erste Europäer, der die Osterinsel sah, war vermutlich der Pirat Edward Davis, der mit seinem Schiff Bachelors Delight 1687 von den Galápagos-Inseln kommend Kap Hoorn umsegeln wollte. Er sichtete die Insel eher zufällig und glaubte, den sagenhaften Südkontinent gefunden zu haben, landete jedoch nicht.

Ihren heutigen Namen erhielt die Osterinsel von dem Holländer Jakob Roggeveen, der im Auftrag der Westindischen Handelskompanie am Ostersonntag, dem 5. April 1722 mit drei Schiffen dort landete. Er nannte sie Paasch-Eyland (Osterinsel), nach dem Tag der Entdeckung. An der Expedition nahm der Mecklenburger Carl Friedrich Behrens teil, dessen in Leipzig verlegter Bericht die Aufmerksamkeit Europas auf die bis dahin unbekannte Insel lenkte.

Der Katalane Manuel d'Amat i de Junyent (1704–1782, Gouverneur von Chile und Vizekönig von Peru) hatte die Bestrebung, den Einfluss Spaniens in Südamerika (gegen England) zu festigen und nach Ozeanien zu erweitern. Er beauftragte Don Felipe Gonzales de Haedo, bis zur Magellanstraße zu segeln und dabei u. a. die „Erde Davis“ für die spanische Krone zu annektieren. Gonzales landete am 15. November 1770 mit dem Linienschiff San Lorenzo und der Fregatte Santa Rosalia auf der Osterinsel, errichtete als Zeichen des spanischen Anspruches mehrere Kreuze an markanten Punkten und gab ihr den Namen San Carlos. Spanien verlor allerdings in den Folgejahren das Interesse an den ozeanischen Visionen Amats und erneuerte seinen Anspruch auf die Osterinsel nicht.

Während seiner zweiten Südseeexpedition besuchte James Cook vom 13. bis 17. März 1774 die Osterinsel. Er war von der Insel nicht begeistert und schrieb in sein Logbuch:

„Keine Nation wird je für die Ehre kämpfen, die Osterinsel erforscht zu haben, zumal es kaum ein anderes Eiland im Meer gibt, welches weniger Erfrischungen bietet und Annehmlichkeiten für die Schifffahrt denn dieses“.[24]
Dennoch brachte der Aufenthalt wesentliche Erkenntnisse über die geologische Beschaffenheit, die Vegetation, die Bevölkerung und die Statuen (die in der Mehrzahl bereits umgeworfen waren). Wir verdanken sie dem deutschen Naturforscher Johann Reinhold Forster und seinem Sohn Johann Georg Adam Forster, die an der Cook-Expedition teilnahmen. Reinhold Forster fertigte auch erste Skizzen der Moais, die, als Kupferstiche in damals typischer romantischer Überhöhung veröffentlicht, in den Salons Aufsehen erregten.

Im Jahr 1786 landete der Franzose Graf Jean-François de La Pérouse bei einer Weltumsegelung auf Befehl von Ludwig XVI. auf der Osterinsel. La Pérouse hatte den Auftrag, genaue Karten zu zeichnen und mit der Erforschung der Völker der Südsee zur Bildung des Dauphins beizutragen.

Die von den europäischen Entdeckern eingeschleppten Krankheiten wie Grippe und Syphilis bewirkten einen stetigen Bevölkerungsrückgang auf der Osterinsel. Ein besonders dunkles Kapitel sind die Raubzüge peruanischer Sklavenhändler in den Jahren 1859 bis 1861, die vermutlich mehr als 1.500 Insulaner als Zwangsarbeiter zum Guano-Abbau auf die Chincha-Inseln (Islas Chincha) vor Peru verschleppten. Dies und die Verbreitung der Pocken durch die wenigen Rückkehrer führten zu einem weiteren dramatischen Bevölkerungsrückgang.

1866 kam der Franzose Dutroux-Bornier, ein ehemaliger französischer Offizier, der nach dem Krimkrieg nach Tahiti übergesiedelt war, mit seinem britisch-tahitischen Geschäftspartner Brander auf die Osterinsel. In den folgenden Jahren übernahm die Firma umfangreiche Ländereien von den Häuptlingen. Bornier ließ sich auf der Insel nieder und errichtete eine Schreckensherrschaft. Er vertrieb die Insulaner aus ihren Siedlungen, die nur ein kleines Gebiet an der Westküste (im Bereich des heutigen Hangaroa) zugewiesen bekamen, während der Rest der Insel als Weide für Schafe und Rinder genutzt wurde. Das Betreten war für die Rapanui unter Androhung von Strafe verboten. Als die Verhältnisse schließlich unerträglich wurden, ermordeten die Insulaner 1876 den Despoten Bornier, ein Jahr später starb Brander eines natürlichen Todes. Die Insel blieb nach einem längeren Rechtsstreit der Erben vor französischen Gerichten im Besitz der Familie Brander.

1877 lebten nur noch 111 Personen auf der Insel.

Vom 20. bis 25. September 1882 besuchte das deutsche Kanonenboot SMS Hyäne im Rahmen einer ausgedehnten Südseeexpedition die Osterinsel. Kapitänleutnant Geiseler hatte den Auftrag der kaiserlichen Admiralität, wissenschaftliche Untersuchungen für die ethnologische Abteilung der königlich preußischen Museen in Berlin vorzunehmen. Die Expedition lieferte u. a. detailgenaue Beschreibungen der Sitten und Gebräuche, Sprache und Schrift der Osterinsel, außerdem exakte Zeichnungen verschiedener kultischer Objekte, von Moais, von Hausgrundrissen sowie einen detaillierten Lageplan der Kultstätte Orongo.

Die ersten Fotos der Moais fertigte der Schiffsarzt William Thomson, der 1886 an Bord des US-amerikanischen Schiffes Mohican die Osterinsel besuchte.


Seit der Annexion durch Chile
Am 9. September 1888 annektierte Chile die Insel. Die chilenische Regierung war dem Vorschlag des Korvettenkapitäns Policarpo Toro gefolgt, der glaubte, die Insel sei von strategischem Wert. Es wurde ein Vertrag in spanischer und polynesischer Sprache geschlossen, den Toro und 20 Stammeshäuptlinge an Bord des Kriegsschiffes Angamos unterzeichneten. Der Grund für den Vertragsabschluss war wohl die Hoffnung der Rapanui, sich mit Hilfe der chilenischen Regierung besser gegen Übergriffe wehren zu können.

Wenige Tage später ankerte ein französisches Kriegsschiff, von Tahiti kommend, vor der Osterinsel, um die Insel für Frankreich in Besitz zu nehmen. Angesichts der vollendeten Tatsachen und des chilenischen Kriegsschiffes kehrte es aber unverrichteter Dinge nach Tahiti zurück.

1895 verpachtete die chilenische Regierung die Insel an den Geschäftsmann Enrique Merlet, der die Viehzucht weiterhin betrieb. 1903 verkaufte er seine Besitzansprüche an das britische Handelshaus Williamson-Balfour. 1911 erreichte eine wissenschaftliche Kommission unter der Leitung des Deutsch-Chilenen Dr. Walter Knoche die Insel, um dort eine meteorologische und seismische Station zu errichten und erstmals fächerübergreifend biologische, ethnologische und archäologische Forschungen zu betreiben.

Die verschiedenen europäischen Besucher, aber insbesondere die Rückkehrer aus peruanischer Sklaverei, brachten Infektionskrankheiten auf die Insel, die sich rasch verbreiteten und die Bevölkerung dezimierten. Ab etwa 1900 breitete sich auch die Lepra, vermutlich von Tahiti eingeschleppt, auf der Osterinsel aus.[25] Abseits von Hangaroa wurde daher eine Leprakolonie errichtet, in der – nach Erzählungen der Einwohner – die Firma auch missliebige Personen isolierte, die sich dort erst mit der Krankheit ansteckten.

Im Ersten Weltkrieg spielte die Insel eine nicht unbedeutende Rolle im Seekrieg. Von Tahiti kommend traf sich ein Geschwader mit den Panzerkreuzern SMS Scharnhorst und SMS Gneisenau, dem kleinen Kreuzer Leipzig sowie Begleitschiffen mit aus dem Atlantik kommenden Transportschiffen, um Brennstoff und Lebensmittel zu übernehmen. Der Aufenthalt vor der Insel dauerte vom 12. bis 19. Oktober 1914. Am 23. Dezember 1914 versenkte der deutsche Hilfskreuzer SMS Prinz Eitel Friedrich das französische Handelsschiff Jean unmittelbar vor der Bucht von Hangaroa. Die Mannschaft des versenkten Schiffes wurde auf der Insel zurückgelassen. Als der deutsche Hilfskreuzer Seeadler des „Seeteufels“ Felix Graf von Luckner 1917 vor Mopelia (Gesellschaftsinseln) sank, segelte die Mannschaft mit dem gekaperten britischen Schiff Fortuna zur Osterinsel. Das Schiff trieb beim Versuch des Anlandens auf die Klippen und sank. Die Besatzung rettete sich auf die Insel und lebte dort vier Monate, bis sie schließlich im neutralen Chile arretiert wurde.

Als die angeblich seherisch begabte, betagte Osterinsulanerin Angata 1914 träumte, Gott habe die gesamte Insel wieder den Rapanui zugesprochen, brach ein Aufstand aus. Die Insulaner wollten nicht länger hinnehmen, dass ihnen das Betreten des größten Teils der Insel untersagt wurde. Als Angata zudem behauptete, dass Gott die Aufständischen kugelfest gemacht habe und ihnen daher nichts geschehen könne, eskalierte der Konflikt. [26] Der Aufstand wurde durch den Einsatz eines chilenischen Kriegsschiffes beendet, dessen Kommandant aber die unerträglichen Verhältnisse erkannte und Kritik an der Verwaltung der Schaffarm übte. An den räumlichen Beschränkungen änderte sich nichts, die Regierung setzte jedoch einen von der Firma unabhängigen Verwalter ein.

Bis zum Jahre 1967 herrschte auf der Insel das chilenische Kriegsrecht. Die Bewohner der Insel unterstanden einer restriktiven militärischen Verwaltung mit einem von Chile eingesetzten Militärgouverneur an der Spitze. Eigenständige, demokratische Strukturen in der lokalen Verwaltung wurden erst Ende der 1960er Jahre zugelassen.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Chile kam 1935 der deutschstämmige Kapuzinerpater Sebastian Englert auf die Osterinsel. Er blieb dort als Seelsorger bis zu seinem Tod im Jahre 1969. Pater Englert sah seine Aufgabe nicht ausschließlich in der Missionierung, er kümmerte sich auch um soziale Belange, Gesundheitsvorsorge und Bildung der Insulaner. Auf den vielseitig Interessierten gehen bedeutende Aufzeichnungen archäologischer, linguistischer, kulturgeschichtlicher und botanischer Erkenntnisse zurück. Seine systematische Sammlung von Artefakten bildet heute den Grundstock des nach ihm benannten Museums in Hanga Roa.

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts gab es mehrere Forschungsexpeditionen zur Osterinsel. Erwähnenswerte Forscher sind die Engländerin Katherine Routledge, der Franzose Alfred Métraux und der Deutsche Thomas Barthel von der Eberhard-Karls-Universität Tübingen, der die wesentlichen Ansätze zur Entschlüsselung der geheimnisvollen Osterinsel-Schrift fand.

Thor Heyerdahl hielt sich von 1955 bis 1956 auf der Osterinsel auf. Er führte Ausgrabungen und praktische Experimente durch und richtete den ersten Moai wieder auf.

1989 veranstaltete das Senckenbergmuseum in Frankfurt am Main eine richtungweisende Ausstellung, in der erstmals einige der über die ganze Welt verstreuten Relikte der Osterinsel-Kultur zusammen geführt wurden.

1994 wurde die Osterinsel durch den Film Rapa Nui – Rebellion im Paradies, produziert u.a. von Hollywood-Star Kevin Costner, weltweit in die öffentliche Aufmerksamkeit gerückt. Der Film zeigt, eingebettet in viele Landschaftsaufnahmen der Insel, in spielfilmtypisch dramatischer Zuspitzung die Errichtung der Moais, die Eingriffe der Menschen in die Natur und die damit vermutlich verbundenen negativen Folgen.


Kunst und Kultur

Die Moais
Die weltbekannten, kolossalen Steinstatuen der Osterinsel werden Moais (Einzahl Moai) genannt. Pater Sebastian Englert nummerierte und katalogisierte 638 Statuen, vermutlich waren es jedoch ursprünglich über 1000.

Trotz umfangreicher Forschungen ist ihr eigentlicher Zweck und die genaue Zeit ihrer Errichtung unter den Experten immer noch umstritten. Man geht heute davon aus, dass sie berühmte Häuptlinge oder allseits verehrte Ahnen darstellen, die als Bindeglied zwischen diesseitiger und jenseitiger Welt fungierten.

Rongorongo-Schrift

Die Osterinselkultur verfügt als einzige im Pazifik über eine eigene Schrift, die Rongorongo-Schrift. Es ist eine mit Lautzeichen durchsetzte Bilderschrift. Geschrieben wird in Zeilen; jede Zeile steht gegenüber der vorhergehenden auf dem Kopf (Bustrophedon). Es wird von links nach rechts gelesen, der Beginn ist links unten. Die durchschnittlich einen Zentimeter hohen Schriftzeichen zeigen grafische Symbole, Vogelmänner, Menschen, Tiere, Körperteile, astronomische Symbole und Geräte des täglichen Gebrauchs (Boot, Haus, Speer, Steinbeil, Paddel). Die Bilderschrift setzt sich jedoch nicht aus Piktogrammen, die unmittelbar reale Objekte abbilden, zusammen. Thomas Barthel, der wohl profundeste Kenner der Osterinsel-Schrift, hält sie lediglich für eine Gedächtnisstütze, d. h. es sind Kernbegriffe abgebildet, um die herum Wörter und Sätze aus dem Gedächtnis zu ergänzen sind.

Der Archäologe Kenneth P. Emory vom Bishop Museum in Hawaii vertritt allerdings eine völlig andere Auffassung. Aus der Tatsache, dass die wenigen erhaltenen Rongorongo-Tafeln nachweislich zwischen 1722 und 1868 aufgefunden wurden, zieht er den Schluss, bei der Schrift handele es sich lediglich um eine Nachahmung europäischer Schriftzeugnisse.

Die vollständige Entzifferung der Osterinsel-Schrift galt lange als ungelöstes Problem, insbesondere, da die Schriftkultur im Südseeraum keine Parallelen hat. Erst der systematische Vergleich mit Kalenderwissen und die Einbeziehung mündlicher Überlieferungen brachte erste Ansätze zur inhaltlichen Deutung. Bereits Thomas Barthel vermutete zumindest in Teilen in einer Schrifttafel, genannt Tablet Mamari (heute im Archiv der Congregazione dei SS Cuori in Grottaferrata bei Rom), einen Mondkalender, da die Zeilen 6 bis 9 der Vorderseite auffallend viele astronomische Zeichen und Mondsymbole zeigen. Diese Ansicht wurde inzwischen bestätigt.

Weltweit sind nur 24 als authentisch geltende Schriftzeugnisse auf Holztafeln, den Rongorongo-Tafeln, aber auch auf anderen Kultgegenständen (Rei-Miro in London, Vogelmann in New York und Zeremonialstab in Santiago de Chile) bekannt. Die erhaltenen Rongorongo-Tafeln sind überwiegend aus Toromiro-Holz geschnitzt. Die Schriftzeichen wurden vermutlich mit Obsidiansplittern oder Haifischzähnen eingraviert, Kenneth P. Emory behauptet, mit eisernen Werkzeugen europäischen Ursprunges. Die Schrifttafeln sind heute über Museen und Sammlungen der ganzen Welt verstreut.

Die Deutungsversuche sind zahllos, insbesondere seit sich Laienforscher daran versuchen. Die seriösen Erklärungen für die aufgezeichneten Texte reichen von Genealogien bis zu rituellen Gesängen. Bislang ist es jedoch immer noch nicht gelungen, die Texte Zeile für Zeile zu übersetzen.

Orongo und der Vogelmannkult
Am Hang des Rano Kao, gefährlich nah an einer 300 Meter abfallenden Klippe, befinden sich die bekannten Orongo-Petroglyphen. Das Hauptmotiv ist das des Vogelmannes (polynesisch: Tangata Manu), ein Mischwesen aus Mensch und Fregattvogel. Der Kult um den Vogelmann erlangte ab etwa 1500 n. Chr. zunehmende Bedeutung. Die Gründe für die Abkehr von der alten Religion der Ahnenverehrung, die letztendlich auch das spätere Umstürzen der Moais zur Folge hatte, sind unbekannt. Die Archäologin Georgia Lee, Herausgeberin des Rapa-Nui-Journals, vertritt die Auffassung, dass dies mit der Machtübernahme durch eine Kriegerkaste als Folge der ökologischen Zerstörung in Zusammenhang zu bringen ist.[27] Andere, zum Beispiel Alfred Métraux, nehmen an, dass Ahnenverehrung und Vogelmannkult zumindest eine Zeitlang parallel bestanden haben.

In jedem Frühjahr schwammen junge Männer von Orongo aus zum vorgelagerten Motu Nui, um das erste Ei der Rußseeschwalbe (Sterna fuscata) zu finden. Wer als erster ein unbeschädigtes Ei zurückbrachte, wurde zum Vogelmann erklärt, stand rituellen Opfern vor und erfreute sich besonderer Privilegien.

Vogelmannfiguren sind in der gesamten Südsee (Samoa, Sepik-Region in Neuguinea) verbreitet.

Ein weiteres Motiv der Felsritzungen bei Orongo ist Make Make, ein maskenhaftes Gesicht mit großen, eulenartigen Augen, das den Schöpfergott darstellt. Es sind auch Tierdarstellungen zu finden (Vögel, Wale, Haie, Schildkröten) sowie grafische Motive.

Zur Kultstätte Orongo gehören sorgfältig errichtete steinerne Hütten, mit einem Dach aus Grassoden, die nicht ständig bewohnt, sondern nur zu kultischen Zwecken genutzt wurden.

Rei-Miro
Rei Miro ist ein nur in der Kultur der Osterinsel bekanntes hölzernes Pektoral, vorwiegend aus Toromiro-Holz geschnitzt. Es hat eine mondsichelartige Form, die aber auch als Bootskörper gedeutet werden kann. Die beiden Enden sind häufig als menschliche oder tierische Köpfe mit feinen Gesichtszügen ausgebildet. An den oberen Enden befinden sich Löcher für eine Umhängeschnur. Einige Pektorale sind mit Schriftzeichen versehen. Rei Miro von der Osterinsel finden sich in den verschiedensten Museen der Welt. Ihre Bedeutung (Kultgegenstand, Schmuck oder Rangabzeichen) ist unbekannt.


Kulthöhlen
Der vulkanische Ursprung der Insel hat zur Folge, dass sich im Gestein zahlreiche Höhlen und Klüfte gebildet haben. Die Höhlen wurden als Kultstätten genutzt, wie zahlreiche Felsmalereien beweisen. Die Motive haben ihren Ursprung überwiegend im Vogelmannkult. Thor Heyerdahl fand in den Höhlen noch zahlreiche steinerne Kleinplastiken mit den unterschiedlichsten Motiven: Vogelmanndarstellungen, Moais, Kopfplastiken, anthropomorphe und zoomorphe Figuren bis hin zu Darstellungen von Segelschiffen. Die geheimen Höhlen sind einzelnen Familien zugeordnet. Das Wissen darüber wurde jeweils mündlich an besonders ausgesuchte Mitglieder der Nachfolgegeneration vermittelt. Knochenfunde beweisen, dass die Höhlen auch als Begräbnisstätten genutzt wurden, jedoch vermutlich nur in der Spätperiode. Der Überlieferung der Inselbewohner nach dienten die Höhlen in der Zeit des Kulturverfalls und der nachfolgenden Bürgerkriege auch als Zufluchtsstätten. Eine von Touristen häufig besuchte Kulthöhle mit zahlreichen Felsbildern ist Ana Kai Tangata, die sogenannte „Menschenfresserhöhle“, bei Mataveri an der Westküste.


Die Osterinsel heute
Verwaltung

Politisch gehört die Osterinsel heute zu Chile. Sie hat den Status eines Departamento der Región de Valparaíso. Ein bei der chilenischen Regierung akkreditierter Gouverneur verwaltet die Insel. Seit 1984 ist das immer ein Insulaner. Seit 1966 wird alle vier Jahre in der Gemeinde Hanga Roa ein Gemeinderat aus 6 Personen gewählt, einer davon wird zum Bürgermeister ernannt. Auf der Insel sind etwa zwei Dutzend Polizisten stationiert, die auch für die Flughafensicherheit verantwortlich sind. Das chilenische Militär ist insbesondere mit der Marine präsent. Die Marinestation verfügt über ein Patrouillenboot, das auch für die Seenotrettung zuständig ist. Währung ist der Chilenische Peso, der US-Dollar hat sich aber inzwischen zu einer Nebenwährung entwickelt und wird überall akzeptiert. Die Osterinsel ist zollfreies Gebiet, sodass die Einnahmen durch Steuern und Abgaben verhältnismäßig gering sind. Der öffentliche Haushalt wird in hohem Maße von Chile subventioniert.


Infrastruktur
Seit der Flugplatz Mataveri Intl. (IATA-Code IPC (Isla de Pascua (Mataveri), Easter Island, Chile)) in den siebziger Jahren von der NASA als Notlandeplatz für die Raumfähren ausgebaut wurde, können dort auch Großraumflugzeuge landen. Der Ausbau hat zu einem deutlichen Anstieg des Tourismus geführt, der heute die Haupteinnahmequelle der Insel ist. Allerdings ist die Zahl der Touristen im Vergleich zu anderen Urlaubsinseln immer noch sehr gering.

Mittlerweile gibt es ein zentrales Wasserleitungssystem, bis dahin war man auf die Vorräte in den Kraterseen bzw. an der Küste aussickerndes Grundwasser angewiesen. An das mit Dieselgeneratoren betriebene Stromversorgungsnetz sind auch im Außenbereich liegende Anwesen angeschlossen. Befestigte Straßen findet man im unmittelbaren Bereich von Hanga Roa und Mataveri. Auch die Strecken von Hanga Roa zum Strand von Anakena und entlang der Südküste zur Halbinsel Poike sind inzwischen geteert.

An der Schule in Hanga Roa können alle Bildungsabschlüsse bis zur Hochschulreife (Prueba de Aptitud, entspricht dem deutschen Abitur und der österreichischen/schweizerischen Matura) erworben werden. Ein Fach- oder Hochschulstudium ist jedoch nur auf dem Festland möglich. In der Grundschule gibt es einen von der UNESCO unterstützten Schulversuch bilingualen Unterrichts mit Rapa Nui und Spanisch.

Die Gesundheitsversorgung ist weitaus besser als in anderen abgelegenen Regionen von Chile. Das kleine Krankenhaus hat einen Arzt, einen Zahnarzt, eine Hebamme sowie einen Pflegedienst. Am Krankenhaus ist auch ein Ambulanzwagen stationiert.

Die weitere Infrastruktur mit Kirche, Post, Bank, Apotheke, kleinen Geschäften, einem Supermarkt, Snack-Bars und Restaurants hat sich seit den sechziger Jahren erheblich verbessert, nicht zuletzt zur Befriedigung der Bedürfnisse des Tourismus. Satellitentelefon, Internet und E-Mails sind selbstverständlich. Inzwischen gibt es sogar eine Diskothek für die jüngeren Inselbewohner.


Bevölkerung
Man schätzt, dass die Osterinsel zur Zeit der Kulturblüte im 16. und 17. Jahrhundert etwa 10.000 Einwohner hatte. Als Folge der vom Menschen ausgelösten ökologischen Katastrophe, der Nahrungsknappheit und kriegerischer Auseinandersetzungen reduzierte sich diese Zahl auf etwa 2.000 bis 3.000 vor Ankunft der Europäer. Die Deportation als Zwangsarbeiter nach Peru verringerte die Einwohnerzahl auf etwa 900 im Jahre 1868 und die von den wenigen Rückkehrern eingeschleppten Krankheiten führten zu einem weiteren Bevölkerungsrückgang.

Die Ausbeutung der Insel durch die intensive Schafzucht eines europäischen Konsortiums hatte ein Zurückdrängen der Einwohner auf ein Siedlungsgebiet mit geringer Ausdehnung im Nordwesten der Insel zur Folge. Dieser Interessenkonflikt führte dazu, dass 168 Bewohner im Jahr 1871 mit Hilfe von Missionaren auswanderten. 1877 betrug die Einwohnerzahl nur noch 111. Danach erholte sich die Bevölkerung langsam. 1888, im Jahr der Annexion durch Chile, wurden 178 Einwohner gezählt.

Zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts gab es – insbesondere unter der jungen Bevölkerung – den verbreiteten Wunsch, die Insel zu verlassen. Entsprechende Bestrebungen wurden jedoch von der chilenischen Militärverwaltung unterbunden. Erst in den 1950er Jahren besserten sich die Lebensumstände und auch die Einwohnerzahl nahm zu. 1960 wurden bereits über 1.000 Einwohner gezählt.

Heute hat die Osterinsel, nach einer Zählung aus dem Jahr 2002, 3.791 Einwohner. Im Jahre 1988 waren es auf der Osterinsel lediglich 1.938 gewesen. Die erhebliche Zunahme innerhalb weniger Jahre beruht hauptsächlich auf der Zuwanderung vom chilenischen Festland. Die Folge davon ist, dass sich die demografische Zusammensetzung der Bevölkerung zu Lasten der polynesischen Ureinwohner, der Rapanui, verändert. 1982 waren 70 Prozent der Einwohner Rapanui, im Jahre 2002 betrug ihr Anteil nur noch 60 Prozent. 39 Prozent waren europäischen Typs (vorwiegend zeitweilige Residenten, wie Verwaltungsbeamte, Militärpersonal, Wissenschaftler und deren Angehörige) und 1 Prozent sonstige.

In den letzten Jahrzehnten gab es aber nicht nur Zuwanderungen. Einwohner der Osterinsel sind auch zum Festland emigriert. Bei der Volkszählung 2002 wurde festgestellt, dass 2.269 Rapanui in Chile außerhalb der Osterinsel lebten.

Die Bevölkerungsdichte auf der Osterinsel beträgt nur 23 Einwohner pro km² (zum Vergleich Deutschland: 230, Schweiz: 181).

Mitte des 19. Jahrhunderts gab es noch 6 Siedlungen: Anakena, Tongariki, Vaihu, Vinapu, Mataveri und Hanga Roa. Heute konzentrieren sich die Bewohner auf die Dörfer Hanga Roa und Mataveri im Südwesten, die allerdings so zusammen gewachsen sind, dass sie als eine Siedlung angesehen werden. In den restlichen Regionen der Insel gibt es nur wenige Streusiedlungen.

Die Amtssprache ist spanisch, im Alltag wird allerdings häufig Rapanui, ein ostpolynesischer Dialekt, gesprochen.


Tourismus
Tourismus in nennenswertem Umfang gibt es erst seit 1967, als die erste Passagiermaschine auf der Insel landete. Auch heute noch ist die Osterinsel per Flugzeug ausschließlich mit der Fluggesellschaft LAN Chile in einem etwa fünfstündigen Flug von Santiago de Chile oder von Tahiti aus zu erreichen. Von Santiago aus gibt es wöchentlich mehrere Linienflüge auf die Osterinsel.

Die Osterinsel verfügt nur über einen Hafen für kleine Boote. Eine regelmäßige Schiffsverbindung gibt es nicht. Kreuzfahrtschiffe liegen vor Hanga Roa auf Reede. Die Passagiere werden ausgebootet, was bei der durchweg rauen See häufig nicht angenehm ist.

Die Unterbringung von Touristen reicht von Privatquartieren bis hin zu Hotels, deren Komfort etwa der Dreisterne-Kategorie (nach mitteleuropäischem Standard) entspricht. Bei der Preisgestaltung sollte der Besucher bedenken, dass alles – landwirtschaftliche Produkte ausgenommen – zu hohen Preisen importiert werden muss.

Da die Bevölkerung heute überwiegend vom Tourismus lebt, gibt es kundige einheimische Reiseführer für alle gängigen Sprachen, auch für Deutsch. Die Sehenswürdigkeiten sind mit dem Geländewagen, zu Pferd und für geübte Wanderer auch zu Fuß erreichbar.


Touristische Ziele
*Der Rano Raraku, die „Geburtsstätte“ der Moais, ist der für den Touristen wohl interessanteste Punkt der Insel. An den Hängen des Vulkanes und rund um den Kratersee stehen oder liegen über 300 Statuen in unterschiedlicher Größe und verschiedenen Stadien der Fertigung. Unweit davon steht an einer Meeresbucht der Ahu Tongariki, die größte Zeremonialplattform Polynesiens mit 15 wieder aufgerichteten Statuen von imponierender Größe.
*Bei Anakena befindet sich der einzige nennenswerte Strand der Insel aus feinem, weißen Korallensand. Hier ist Baden möglich. In dem Kokoswäldchen werden Picknicks für Touristen veranstaltet. Bei Anakena liegen zwei interessante Zeremonialplattformen, der Ahu Naunau und der Ahu Ature Huki. In den Ahu Naunau ist ein kleinerer Moai eingebaut, sozusagen recycelt.
*Te Pito o te Henua (Der Nabel der Welt) (eigentlich: Te Pito Kura – der rote Nabel) ist eine zeremonielle Anlage rund um einen kugelförmigen Stein, der vermutlich natürlichen Ursprungs ist. Von Esoterikern werden dem Ort ungewöhnliche Eigenschaften zugesprochen. Christian Walter, ein auf der Insel lebender Anthropologe, sagt, die Anlage sei in den sechziger Jahren für leichtgläubige Touristen errichtet worden. Tatsächlich erwähnte Thor Heyerdahl den Ort nicht, obwohl er in der Nähe umfangreiche archäologische Untersuchungen vorgenommen hat. Andere wiederum behaupten, die Steinkugel sei mit dem Stein identisch, den Hotu Matua von seiner Heimatinsel "Hiva" auf die Osterinsel gebracht habe.[28] Am Ahu Tongariki wurde vor einigen Jahren eine weitere Steinkugel – diese jedoch nachweislich von Menschen bearbeitet – ausgegraben.
Vom Kraterrand des Rano Kao bietet sich ein spektakulärer Ausblick auf die drei der Südwestküste vorgelagerten Motus. Unmittelbar dort liegt auch die Zeremonialanlage Orongo.
*Puna Pau im Westen ist der Steinbruch am Hang eines Nebenvulkans des Rano Kao, in dem die Kopfaufsätze der Moais aus roter Vulkanschlacke hergestellt wurden.
*Das Museo Antropologico Padre Sebastian Englert, etwas außerhalb von Mataveri gelegen, ist im Vergleich zu manch anderem Völkerkundemuseum in Europa oder Amerika bescheiden ausgestattet. Dennoch ist der Besuch wegen des 1978 bei Anakena gefundenen Original-Auges eines Moai empfehlenswert.


 

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